Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Amon Düül
  5/9
dossier: Krautrock
Amon Düül

Schnuckenack Reinhardt dabei). Die Politiker – darunter Uschi Obermaier (die Kate Moss ihrer Tage) – zogen nun nach Berlin, wo sie der im Rahmen der APO höchst militanten «Kommune 1» mit Rainer Langhans, Fritz Teufel und Dieter Kunzelmann beitraten. Die Musiker – im Kern Chris Karrer (Gitarre, Vox), Peter Leopold (Schlagzeug), Renate Knaup-Krötenschwanz (Vox), John Weinzierl (Gitarre), Lothar Meid (Bass), Falk Rogner (Synthi) – blieben in München, das heisst: man hatte sich inzwischen in einem Nobelhaus in Herrsching am Ammersee eingenistet.

Beide Formationen veröffentlichten fast gleichzeitig ihre Debüt-Alben. Dasjenige von Amon Düül hiess «Psychedelic Underground» und bestand aus einem Destillat aus endlosen Improvisations-Sessions im Studio (die Sessions gaben genug Material her, dass die Plattenfirma daraus ohne Erlaubnis der Band noch drei weitere Alben quetschte). Es ist Musik, die heute ohne die dazu passenden Drogen ziemlich schwer zu geniessen ist. Ganz anders der Erstling von Amon Düül 2, welcher den schönen Titel «Phallus Dei» trug. Auch hier gab es lange Improvisationspassagen – das Titelstück etwa wog zwanzig Minuten lang hin und her, aber es gab auch kürzere «Songs», so das spukhaft orientalische, intensive «Kanaan» gleich zum Anfang, sowie den surrealen Science-Fiction-Marsch «Henriette Krötenschwanz». Zur Band war mit Shrat ein zweiter Schlagzeuger gestossen, was Amon Düül 2 aber dauerhaft von jeglicher nationaler oder internationaler Konkurrenz abhob, waren indes die Geige und das Saxophon von Chris Karrer, die Orgel von Falk Rogner und die eigenartige Hexenstimme von Renate Knaup.