Neigungen zeigen wollten. Angefeuert von den News aus Amerika, wo unter den Fittichen von Grateful Dead eine ganz neue Kommunen- und Bürgerschreckkultur am kochen war, verbreitete sich das revolutionäre Fieber keineswegs nur in urbanen Unzufriedenheitsquartieren. Es erfasste auch die Hochburgen grossbürgerlicher Erziehung, die Internate. Das Internat habe für ihn geradezu als Ausbildungszentrum für Guerilla-Philosophie gewirkt, soll später einmal ein Düül-Mitglied erklärt haben.
Ganz unter dem zeitgenössischen Motto «Join the underground, baby, du hast nichts zu verlieren als den Verstand» kam so 1967 ein Haufen von Boys und Girls aus gutem Hause zusammen, die in der vornehmen Münchner Prinzregentenstrasse eine rauschende Kommune gründeten und sich Amon (nach dem ägyptischen Gott) Düül (offenbar vom türkischen Wort für Mond abgeleitet) nannten.
In der Kommune herrschten von Anfang an zwei divergierende Tendenzen. Einerseits war da die radikale Polit- Fraktion, die alle Tätigkeiten, auch die Musik, als eine ideologische Verpflichtung verstand, «ossifizierte» Strukturen niederzureissen. Andererseits gab es einen Kern von Musikern – Chris Karrer, Peter und Uli Leopold –, die am «elitären» Prinzip festhielten, wonach Musik besser klingt, wenn sie von Leuten gespielt wird, die ihre Instrumente beherrschen und regelmässig üben. Das grosse Vorbild für Amon Düül waren Grateful Dead sowie Frank Zappa & The Mothers of Invention, deren kauziger, politisch gefärbter Humor für europäische Ohren ein sympathisches Echo von Dadaismus in sich trug.