Das Erstaunliche an der Düül’schen Musik (jedenfalls an der Musik von Amon Düül 2) ist, wie frisch sie heute noch klingt. Dies aus dem einfachen Grund, weil weder vorher noch nachher jemand geklungen hat wie sie. Dabei hatte die Band keineswegs einen uniformen Stil. Angefangen mit «Phallus Dei» (1969), aufgehört mit «Vive La Trance» (1974) erfand sie sich quasi mit jedem Album neu – je nachdem welche Fraktion der permanent zerstrittenen Kommunarden gerade am längeren Hebel sass. Zusammen mit den zeitgleich aufgetretenen Can waren sie die ersten, denen es gelang, Einflüsse aus den angelsächsischen Import-Sounds jener Tage so mit zentraleuropäischen Wurzeln zusammenzubringen, dass eine eigenständige Musik entstand, die beträchtlichen kommerziellen Erfolg eintrug. So tauchte Amon Düül 2 ein paar Jahre lang regelmässig in den damals in Grossbritannien tonangebenden Leser- und Schreiber-Polls der Wochenzeitschrift Melody Maker auf. Aber die Kombination aus Düül’scher Beschlussunfähigkeit und mangelnder Rock-Infrastruktur im damaligen Deutschland bedeutete, dass die Band zu ihren (ersten) Lebzeiten zwar den Respekt, aber nicht die finanziellen Früchte erntete, welche ihr zugestanden wäre.
Amon Düül war ein glorioses Produkt ihrer Zeit. Allüberall lehnte sich das junge Deutschland gegen die graue Disziplin und die knorrigen Werte der noch vom Weltkrieg-Trauma geprägten Elterngeneration auf. Es war dies die Zeit des studentischen Aufbruchs und der APO, der «Ausserparlamentarischen Opposition», zu der sich alle zählten, die mit konventioneller Politik nichts am Hut hatten und weltumstürzlerische