war nicht alles ganz sauber im Reiche Guru. Die Organisation fiel auseinander, Dunmall stand ohne Visum und Geld in der Sonne von Kalifornien. Da verdingte er sich bei einer Mariachi-Band. Sie spielte in den kalifornischen Erdbeer-Feldern von morgens bis abends flotte Lieder mit beswingten Tempi, um die meistens illegalen mexikanischen Erdbeerpflücker bei Laune zu halten. Von da schaffte es Paul in die Funk-Band von Johnny «Guitar» Watson, der gerade einen grossen Hit hatte, und tourte mit diesem durch die Welt. Als man in London ankam, packte ihn das Heimweh. Er blieb in England und musiziert seit fünfundzwanzig Jahren manchmal auf eigene Faust, manchmal mit Freunden, manchmal mit Bands wie Keith Tippetts Mujician.

Warum erzähle ich das alles? Der erste Anflug einer Idee kam mir, als ich die anderswo in dieser Publikation nachzulesende Story über Amon Düül 2 schrieb. Auch die Düüls machten kühne, über weite Strecken improvisierte Musik. Das war in den späten Sixties und frühen Seventies sogar massentauglich. In den ersten Jahren nach ihrem Erscheinen wurde das Düül-Debüt «Phallus Dei» immerhin 40’000 Mal verkauft – eine bemerkenswerte Ziffer, wenn man bedenkt, dass damals bedeutend weniger Tonträger gekauft wurden als heute. Es scheint indessen, den nachfolgenden Generationen von Musikfans sei der Appetit auf Abenteuer vergangen und sie hätten das von den Düüls und vielen anderen erschlossene musikalische Unterholz wieder verwildern lassen. Stattdessen hat sich eine fast schon pathologische Angst vor dem Unerwarteten verbreitet. In den Tanzhallen gibt es seit Techno nur noch einen Rhythmus – je nach Vorliebe (Happy House, Hard House, Mickey Mouse House) etwas schneller oder etwas langsamer. In der englischen Indie-Szene gleicht eine Gitarrenband aufs Haar der nächsten. In der amerikanischen Rockszene ist der Gleichschritt so diszipliniert, dass man geradezu in die Rekrutenschule gehen könnte.