Iggy Pop war auch so ein Proto-Punk, der keine Ahnung hatte, dass er einer war. Aufgewachsen als Sohn eines Lehrers in Ann Arbor, Michigan, war der junge James Osterberg weit in seine Teenagerjahre hinein Musterschüler. Aber mit siebzehn Jahren, 1964, trat er einer Rockband namens The Iguanas bei – das brachte ihm den Spitznamen Iggy ein. Er profitierte enorm vom liberalen Geist, der die Uni-Stadt Ann Arbor durchzog. Derweil in den Strassen des nahen Detroit Rassenkrawalle, Anti-Vietnam-Demos und Desperado-Polizisten wüteten, markierten die jungen Stooges (Iggy Pop, Ron Asheton, Scott Asheton, Dave Alexander) in Ann Arbor ihre Ablehnung gutbürgerlich amerikanischer Werte mittels lärmigem, brutal minimalem Rotzrock, der dank einem avantgardistischen Gebrauch von Feedback, Ölfässern als Perkussionsvehikel und anderen Krachinstrumenten, ganz zu schweigen von Iggys konzeptuellen Stripshows, näher mit Velvet Underground als irgendwelchen Garage-Bands verwandt war.
In der Tat produzierte Velvet-Underground-Mitglied John Cale das erste Stooges-Album – und Velvet Underground-Sängerin Nico war eine Weile lang die Flamme von Iggys Herz. Iggy sei damals so etwas wie der Jim Morrison von Detroit gewesen, erzählte Alice Cooper unlängst der englischen Zeitschrift Mojo: «Ich hatte bis dahin nur Bands gehört, welche die Beatles sein wollten, und die darauf aus waren, den besten Gitarristen und den besten Drummer zu finden. Die Stooges waren total anti-sowas...sie strotzten vor Sexualität, besonders Iggy – er war ein total freier Hippie-Typ.»