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das kulturelle überformat
Nr. 3 / 27. März 2007
#Porträt Hal Willner
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dossier: Coverversionen
Porträt Hal Willner

aber wurde das immer mehr kanalisiert – und so musste ich die Werke, die ich hören wollte, halt selbst produzieren.» Als wäre dies das Selbstverständlichste der Welt. Willner ist im Gespräch leicht unbeholfen, mitunter entwaffnend ehrlich, aber auch etwas kokett.

«Ich widme mich gerne den Werken von Menschen, die ich nicht so gut kenne. Zum Beispiel Kurt Weill. Von ihm wusste ich kaum etwas, wie ich mich aber damit beschäftigt habe, war es klar, dass man mit diesem Grundmaterial etwas anfangen kann.» Willner wirkt wie ein Fan, der sich verirrt hat und plötzlich zum Regisseur des Stücks geworden ist. «Ich wünschte, ich hätte ein Rezept für diese Kombinationen von Musikern und Material», sagt er mit einem tiefen Seufzer, und man möchte es ihm fast glauben, denn: mitunter waren diese Werke beinahe überbordend reich.

Auf «Stay Awake» von 1988, einer Neuaufnahme von Melodien aus Walt Disneys Trickfilmen, wurden über 200 Musikerinnen und Musiker eingesetzt – von Sinead O'Connor bis zum Sun Ra Arkestra. Eine energetisch aufwändige Produktion: «Bei ‹Stay Awake› fand ich kein Ende mehr. Es war das Resultat von zu vielen Drogen und zu viel Arbeit.» Hat er nie Probleme mit Musikern gehabt, wenn er mit ihnen zusammengearbeitet hat? «Eigentlich gibt es nur eine Spielregel wenn man mit mir zusammenarbeitet. Das Wort Nein existiert erst, wenn man eine Idee einmal durchgespielt und ausprobiert hat. Es gibt zu viele Musiker, die engagieren dich als Namen für die CD-Hülle. Die engagieren einen italienischen Koch und wollen dann chinesisches Essen. Das geht nicht!»
Stiessen denn seine mitunter gewagten Ideen stets