Da beginnen Sie über den Jungen und seine Eltern nachzudenken. Und am Ende steht da sehr viel mehr als eine weitere Episode mit einem ungemütlichen Gast.
In der Psychiatrie arbeitete ich mit Kindern. Und ich hab dort vieles gesehen. Kein Kind benutzt einen solchen Satz – ausser er bekommt ihn selber permanent von den Eltern zu hören. Es gibt schon beängstigende Sachen, die man erlebt. Und das war so ein Erlebnis.
Sie könnten ruhig auch mal ein positives Erlebnis mit einem netten Kunden schildern.
Das stimmt. Und ich habe deswegen auch ein schlechtes Gewissen. Aber wie sagt man doch: only bad news are news. In der Tat ist es aber so, dass man die guten Kunden weniger bemerkt. Diese kommen rein, bestellen ganz normal, essen normal, zahlen, bedanken sich und gehen. Während dieser Zeit konzentriert sich der Kellner auf seine Arbeit, sagt am Ende ebenso Danke und das wars. Aber mit den schlechten Gästen, mit denen geht man nach Hause. Diese Problemfälle machen vielleicht nicht einmal zwanzig Prozent der gesamten Gäste aus, aber sie machen sich bemerkbar. Und unter ihnen gibt es dann noch die echt Verrückten. Und die vergisst man dann nie mehr. Ich werde aber wohl in meinem Buch auch über die netten Gäste etwas schreiben.
Kam die Anfrage für ein Buch überraschend?
Ja schon. Letztes Jahr wurde ich bereits für einen «Bloggie Award» nominiert. Kurz darauf meldete sich ein Agent bei mir, der in meinem Blog genug Potenzial für ein Buch ausmachte. Gemeinsam erarbeiteten wir das Konzept für «A Behind the Scenes Look at the Front Lines of Dining Out». Der Verlag Harper Collins war interessiert, aber es war auch ein gewisses Misstrauen gegenüber Bloggern spürbar. (lacht). Und jetzt arbeite ich daran. Unglaublich.
Das Buch ist aber keine Sammlung von Blog-Einträgen?
Nein. Von Grund auf neu geschrieben. Natürlich benutze ich Dinge, die ich bereits angesprochen habe. Es geht eigentlich um das Leben in einem Restaurant aus der Sicht eines Kellners. Man kennt diese Geschichten aus der Sicht eines Besitzers oder Küchenchefs, aber die Beziehung zwischen Kellner und Gästen wurde als Thema noch nicht derart strapaziert. Es geht um die alltäglichen Probleme, um Möchtegerns und um so nützliche Sachen wie «Gerechtes Trinkgeld für den Kellner» oder «Wie halte ich den Kellner bei guter Laune» (lacht).