erste, dem ich diese Geschichte erzähle. Es gibt also nur einen einzigen Menschen, der mich bislang entlarven konnte. Und das ist ausgerechnet Russell Crowe (lacht).
Ich kann mir vorstellen, dass sämtliche Restaurantbesitzer von New York «not amused» sind. Sie könnten ja einer ihrer Angestellten sein.
Ich versuche den Ort, an dem ich arbeite so bedeckt wie möglich zu halten. Den Umkreis habe ich mit dem Begriff «New York City Area» auch sehr weit gefasst. Glücklicherweise sind meine Leser auch nicht derart erpicht darauf herauszufinden, wo ich denn nun arbeite. Ich glaube, der Thrill ist wesentlich grösser, irgendwo zu Abend zu essen und nicht zu wissen, ob sich hinter diesem oder jenem Kellner nun der Blogger verbergen könnte.
War das Schreiben bereits vor dem Blog eine Leidenschaft?
Nein, überhaupt nicht. Als ich ein Junge war, führte ich ein Tagebuch. Aber das wars auch schon. Ich schrieb mal einen Text noch später, da war ich etwa Zwanzig, und zeigte diesen einem der was von «Creative Writing» verstand. Der sagte mir: was Du da schreibst, ist nicht gut. Dann habe ich es gelassen (lacht). Aber ich war immer einer, der viel gelesen hat. Und ich denke, das hilft ungemein. Und als ich Kellner wurde, fand ich in dieser Arbeit was ich «the organized principles» nenne. Damit hat
man bestimmte Voraussetzungen, einen definierten Ort und eine definierte Zeit – und innerhalb dieser Prinzipien funktioniert das Schreiben einfacher. Heute geniesse ich es.
Das lässt sich in Ihrem Blog sehr gut beobachten. Angefangen haben Sie ja bloss, um etwas mitzuteilen. Mittlerweile geht es auch um das «Wie» der Mitteilung. Form und Stil haben sich als gleichwertige Partner eingeschlichen. Es ist Literatur geworden.
Danke sehr. (schmunzelt)
Sie benutzen auch vermehrt Dialoge.
Ich bin ein grosser Fan von Kriminalromanen. Angefangen hat dies mit den Krimis von Robert Parker, nicht zu verwechseln mit dem Weinkritiker. Danach habe ich die wahren Meister verschlungen: Raymond Chandler und Ross McDonald. Und die Art der Bilder und Dialoge, die sie verwenden, hat mich beeinflusst. Und mit ihnen wurde das Genre der Detektivromane auch als Literatur wahrgenommen. Früher waren solche Geschichten ja nur «Pulp Fiction».
Ihre Geschichten sind ja mittlerweile sehr reflektiv. Etwa jene, in der Sie den kleinen Jungen beschreiben, der Ihnen im Restaurant ins Gesicht sagt: «Sie haben versagt».
(lacht) Ja, diese kleine Ratte.