Auf der anderen Seite glaubt man doch nur, es im richtigen Leben besser zu wissen. Ich kann A sagen und in der Zeitung steht dann B und dies wird von allen anderen übernommen.
Nun ist die Riesenmaschine ja zur Marke geworden. Wie funktioniert das? Und wie geht man mit den Vereinnahmungen oder Umarmungen um, wenn man plötzlich dafür den Grimme-Preis erhält?
Eine Marke zu werden – das war durchaus beabsichtigt: für etwas zu stehen, eine klare Aussage zu haben, auch wenn das im Falle der Riesenmaschine nicht jeder versteht. Aber das finde ich gut. Das Wort sollte nicht vom Markt aufgefressen werden. Man muss dann eben ein Ziel haben, wohin man die Marke bringen möchte und die entsprechenden Teilschritte planen. Absichtsvolle Kommunikation ist nicht verwerflich. Deshalb sehe ich auch keine Vereinnahmung. Wir wollen einen qualitativ guten Blog unter bestimmten Bedingungen und den Spass dabei nicht verlieren. Es gibt in der Marke Riesenmaschine einen Geist, der über den Leuten steht, die dafür schreiben.
Woher kommt der Fokus auf Fortschritt und Wissenschaft, auf – wie es im Untertitel heisst – das brandneue Universum?
Es gibt ein Vorbild: «Das neue Universum», das war eine Buchreihe aus den 1890-er
Jahren, in der Jahr für Jahr die «neuesten Erfindungen aus allen Gebieten» vorgestellt wurden. Es gab in dieser Hinsicht verschiedene Blütezeiten, eine davon natürlich in den fortschrittsgläubigen fünfziger und sechziger Jahren. Und diese Idee, dass das Neue grundsätzlich zu feiern sei, konterkariert mit der Kritik an der Kulturindustrie von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, das hatuns sehr gut gefallen. Wir haben nach und nach entdeckt, dass einer der wesentlichen Motoren der Zivilisation die Erneuerung ist und dass echter Fortschritt tatsächlich das Leben erleichtert. Unser Programm ist eine Art kritische Begeisterung für den Fortschritt.
Aufklärung.
Klar. Wir haben einen geheimen Bildungsauftrag, der natürlich auch ein Selbstbildungsauftrag ist. Durch meine Recherchierarbeit kenne ich an allen möglichen Ecken so abseitigen Scheiss, der mich aber trotzdem irgendwie weiterbringt. Allein schon das Suchen nach solchen Dingen ist interessant.
Minima Moralia fürs digitale Zeitalter. Der Pantoffel als emanzipatorisches Schuhwerk, weil man sich nicht mehr zu bücken braucht.
Das wäre vielleicht etwas hochgegriffen. Ein Blog ist ein Blog. Aber es lohnt sich dranzubleiben – schon allein für sich selbst. Und man darf sich nie selbst genug sein.