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das kulturelle überformat
Nr. 3 / 27. März 2007
#Interview Sascha Lobo
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dossier: Blog
Interview Sascha Lobo

Blogwelle, die schon Web 2.0 ist, aber die Riesenmaschine ist nichts, was nicht auch vor fünf Jahren hätte entstehen können. Ich glaube allerdings, dass es im Bereich Blogs eine Professionalisierung geben sollte und versuche sie auch voranzutreiben. Das hängt damit zusammen, dass auf Dauer die Qualität von Blogs nur zu halten ist, wenn es sich gleichzeitig irgendwie lohnt und man die ganze Zeit nicht sinnlos verschwendet. Mit «sich lohnen» meine ich Geld. Wenn mir die Beschäftigung mit dem Blog was bringt, dann bleib ich dran und ich kann auch mal aufwendiger recherchieren. Ohne Geld wird Bloggen zu einer reinen Teenie-Hölle und das wär nicht schön.

Woher kommt denn überhaupt das Bedürfnis, in den virtuellen Raum hineinzuquatschen?

Na, also ich finde es ja gut, dass jeder publizieren kann. Im Buch leiten wir das her über die Radiotheorie Brechts, die ja als gesellschaftliche Verbesserung gemeint war. Er schliesst da mit der fast verbitterten Frage, was man daraus schliessen könne, dass die Gesellschaft noch nicht reif für so etwas sei. Ob sie jetzt reif ist, weiss ich nicht – aber sie wird in diese Rolle gedrängt. Und wenn man sieht,  dass der virtuelle Raum einen immer wichtigeren Platz in den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Arbeit und Kommunikation einnimmt, ist es doch eigentlich ein Drama,

wenn man in dieser Welt keine eigene Stimme oder – wie Holm Friebe das nennt – ein Interventionsmedium hat. Als würde man stumm durch die Welt laufen. Ich denke, dass in wenigen Jahren Leute, die sich nicht irgendwie im Internet äussern können und nicht verstehen wie das funktioniert, so angesehen werden wie heute Handyfeinde. Leicht versprengte, seltsame Typen – Literaturprofessoren, die nicht wissen, wozu sie das brauchen können. Wie Kathrin Passig sagt: Wieso soll ich eine Wohnung anrufen, wenn ich einen Menschen sprechen kann? Blogs sind aus einem Kommunikationsbedürfnis heraus entstanden.

Aber verschwindet nicht gerade die individuelle Stimme wieder in der Schwemme der Blogs?


Das glaube ich nicht. Da kann man sich natürlich kulturwissenschaftlich oder sozialpsychologisch reinarbeiten und behaupten, dass die Kommunikation des Einzelnen in der Masse nichts mehr zählt. Ich glaube aber schon, dass die typischen Blog-Mechanismen wie die Verlinkung oder die Kommunikationswellen, die seismisch durchs Internet wabern, zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen. Ganz konkret gibt es eine grosse Zahl von Skandalen, die zwischen 2005 und 2006 in den USA und Europa durch Blogger aufgedeckt wurden und die in dieser