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das kulturelle überformat
Nr. 3 / 27. März 2007
#Interview Ralf Plaschke
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dossier: Blog
Interview Ralf Plaschke

TV-Zeitschriften und Illustrierten, aber offensichtlich auch in diesen Kontexten. Da ist die Welt nicht anders. Trotzdem denke ich, gibt es einen Unterschied, und zwar dass jeder zum Sender werden kann. Die Texte, Bilder, Audios oder Videos, die ich sende, kann jetzt auch eine relevante Menge von Menschen erreichen, ohne dass ich die klassischen Medien dazu brauche.

Nur weiss man nicht, wer sich hinter dem User verbirgt. Ist es ein privater Idealist, ein Profi oder gar ein Werk von Marketingleuten?

Ja, man muss beobachten, wie sich dies entwickeln wird. Das ist vielleicht eine potenzielle Schattenseite, dass man eben auch das User-Votum – wenn man so will – bearbeiten kann. Das ist ja ein grosses Thema, das langsam in die Diskussionen rückt: die Fähigkeit der Menschen, mit dem Medium kompetent umzugehen und auch die Unterscheidung treffen zu können, ob etwas glaubwürdig oder als Fake erscheint. Oder die Aufgabe anderer Medien, so etwas zu beobachten und buchstäblich zu vermelden. Wenn man Leute in der U-Bahn belauscht, ist man doch oft erstaunt, wie souverän die über das Mediengeschäft reden. Im Netz müssen die Leute das noch lernen.

Kennzeichnend für das Web 2.0 ist ein gewisser DIY- und Selbstverwaltungs- Aspekt. Spätestens mit den Unsummen, die in der letzten Zeit für «Youtube» oder

«MySpace» bezahlt worden sind, ist diese Illusion ja geplatzt.

Ja, wobei – wer das am Anfang geglaubt hat, ist halt schon naiv. Solche Systeme wie «MySpace», «Youtube» oder selbst unser verhältnismässig kleines Pflänzchen «Imagelooop» haben enorme Zuwachsraten und das zieht derartige Kostenapparate nach sich, allein auf technischer Ebene – Datenmengen, die bewegt werden, Serverkosten – da ist ja von vornherein irgendwelches Investorengeld drin gewesen, sonst hätten sie gar nicht soweit kommen können.

Ist also das Netz undurchsichtiger und der Konsument noch leichter zu manipulieren?
In der physischen Welt hängt ein Werbeplakat und man weiss, das ist Werbung.


Aber Musikpromotion war doch schon immer so, dass man eben einen Radio-DJ oder eine TV- oder Print-Redaktion davon überzeugt, einem Künstler Raum zu geben. Aber auch mediale Aufmerksamkeit hilft allein nicht immer. So wird das auch im Netz sein. Auf Dauer wird das Kriterium von – sagen wir – 200’000 Hits allein nicht funktionieren. Von daher sind ja wieder die parallelen Entwicklungen dieser Empfehlungs- und Hinführungssysteme so spannend, die mich zu einem Inhalt führen, der vielleicht meinen