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das kulturelle überformat
Nr. 3 / 27. März 2007
#Interview Ralf Plaschke
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dossier: Blog
Interview Ralf Plaschke

Wie kommt das?

Zum einen hat man jetzt erst die technischen Voraussetzungen. Die relativ massenhafte Verbreitung von preiswerten Breitbandzugängen ist relativ neu. Dieser Markt – in den USA längst ein Riesending – beginnt eigentlich erst seit letztem Jahr aufzubrechen. Zudem sind hohe Nutzungsgeschwindigkeiten Voraussetzung, wenn man mit Bildern, Videos und Audio arbeiten will. Und ganz generell hat sich auch die Einschätzung der User-Gruppe als falsch erwiesen. Bislang dachte man: na ja, so exhibitionistisch wie die Amerikaner dies bei «MySpace» machen, sind die hier nicht. Die Leute verändern sich eben auch mit den Nutzungsmöglichkeiten dieser medialen Plattform.

Woher kommt denn dieser Exhibitionismus? Was haben Leute davon, ins Virtuelle hineinzuschreiben oder zu –filmen?

(lacht). Gute Frage. Ich bin mittlerweile selber in vielen Communities angemeldet, habe Blogs abonniert und so weiter. Man lässt sich da mal einen Newsletter schicken, spielt mit irgendeiner Anwendung, rutscht einfach weiter rein und stellt dann fest, dass das sogar Spass macht. Es ist doch in starkem Mass einfach eine Art von Freizeitgestaltung. Ob das nun mehr- oder minderwertiger als andere Unterhaltung ist, das ist ja eine fast

philosophische Frage. Auf jeden Fall spielt das Unterhaltungselement eine grosse Rolle. Ausserdem gibt es ja auch viele Blogs zu ernsthaften Themen, bei denen sich auch der User anders bemerkbar machen und verbreiten kann als bisher.

Es gibt eine ziemliche Kluft zwischen den privaten und den professionellen Angeboten. Wie sortiert der User? Wieso wird man «Freund» auf «MySpace»?

Man findet im Netz die ganze Bandbreite menschlicher Verhaltensweisen. Der doofe Klassiker: eröffne ein Profil mit einem leichtbekleideten hübschen Mädel. Das hat dann schnell hunderttausende, vor allem männliche Freunde. Jenseits dieser ganz simplen Sachen gibt es aber bereits eine Veränderung der Sortierungsfunktionen.
Da existieren bereits Websites, die damit viel Traffic auf sich ziehen können. Zum Beispiel Del.icio.us. Da kann man seine Bookmarks auf einem Zentralserver verwalten und dann selber entscheiden, ob man sie anderen zugänglich machen will. Auf Dig.com etwa bewerten Leute die Qualität von Nachrichten. Man bekommt also eine usergenerierte Auswahl zu Qualität oder Relevanz von Sachen, die im Netz gefunden werden.

Man hat also zwei Pole. Der eine wäre ein eher sozialer, der andere ein eher informationsgetriebener Ansatz.