Guillame Apollinaire, L'année
républicaine,"Zone".
Georges Bataille, Notebooks
© Bibliothèque Nationale de France
Die Schreibmaschine verlangte nach einer geschriebenen Seite ein neues Blatt, Schnellschreiber mussten abbrechen, weil sich die «Buchstaben» wieder ineinander verkeilt hatten und bei der Vervielfältigung der Texte, setzte sich das Hirn bereits mit einer Revision des Geschriebenen auseinander.
Heute sagt Herr A mal kurz: «Vom Urlaub nach Hause gekommen, es war warm und jetzt wieder im Büro». Und Frau B schreibt einen Kommentar zum Eintrag von Herrn A: «Toller Eintrag», meint sie. Und: «Ich würde auch gerne mal wieder in die Wärme fahren». Und: «Sitze übrigens auch im Büro». Im schlechtesten Fall ist ein Blog nichts weiter als die Archivversion von SMS-Gesprächen. Dieses Worst-Case-Szenario lässt sich millionenfach im Internet finden. Keiner trennt mehr den Spreu vom Weizen. Das ist der Nachteil an den Untiefen des virtuellen Raums, aber gleichzeitig auch der grösste Vorteil. Jeder kann, jeder darf – das Volk entscheidet über die Wichtigkeit. Es ist die Demokratisierung der Gedanken, weil selbst jener, den keiner will, weitermachen darf.
Vielleicht auch deshalb nutzen demokratische Vertreter den Blog so eifrig. Ob nun Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy (Frankreich) oder Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton (USA) – der Blog suggeriert Bürgernähe, wo keine ist. Simulierte Kumpelhaftigkeit als politisches Instrument, bei dem die Möglichkeit des Feedbacks bloss vorgibt, Teil einer neuen Kommunikationsform zu sein. Doch das Bilaterale bleibt im Blog meist hängen, weil letztlich immer der Blogger Sprachführer bleibt.