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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#These New Puritans
  3/5
musik
These New Puritans

der Instrumente selber erwächst. Die Erklärung für die unglaubliche Entwicklung, welche die Band (deren Mitglieder erst vor kurzem ihren zwanzigsten Geburtstag hinter sich gebracht haben) innert kürzester Zeit durchgemacht hat, ist lapidar: «Beim ersten Album dachten wir immer daran, dass wir die Songs auch live zu spielen imstande sein müssten», sagt Jack Barnett. «Diesmal haben wir uns um solche Überlegungen nicht gekümmert. Wir haben gemacht, was uns in den Sinn kam. Am Anfang stand tabula rasa».

Zuerst kam die harte Arbeit. Seit «Ewigkeiten» habe er sich für die Musik von Steve Reich interessiert, sagt der Songschreiber. «Mit der Zeit entdeckte ich andere Komponisten. Die Streichquartette von Schostakowitsch, diverse Stockhausen-Werke. Dabei war es weniger die eigentliche Musik, die mich beeinflusste, als die Ideen – die wilden Ideen! – die dahinter stecken.» Über die junge Garde der britischen Gegenwartskomponisten – Anthony Turnage, Thomas Adès, Gavin Bryars – wusste er genug, dass er bei ihnen Ideen «ausborgen» konnte. Am tiefsten sass indes die Musik des englischen Komponisten Benjamin Britten (1913 – 1976). «Er hat an der Themsemündung gelebt, der gleichen Gegend, wo auch wir aufgewachsen sind. Die Landschaft ist vollkommen flach und ein bisschen brutal, die neblige Stimmung kann ziemlich melancholisch wirken, und diese Stimmung höre ich aus seiner Musik heraus.»

Jack Barnett dürstete danach, mit seiner Band – es gehören dazu noch die Multiinstrumentalisten Thomas Hein und Sophie Sleigh- Johnson – ebenfalls komplexere Gefühle ergründen zu können. So machte er sich daran, sich das Arrangieren von Streichern, Bläsern und Stimmen beizubringen. Anhand der Arrangier-Software Sibelius brachte er sich das neue Handwerk innert eines Monates bei: «Es war die intensivste Lernzeit meines Lebens.» Erstaunlicherweise übte sich die Plattenfirma in keinerlei Opposition, als Jack sie darum bat, Aufnahmen mit «richtigen» Musikern zu finanzieren.