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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#These New Puritans
  2/5
musik
These New Puritans

Schmächtig sind sie, die Zwillingsbrüder Jack und George Barnett. Leichenbleich dazu, «dressed in black» – natürlich – und zurückhaltend wie Stubenhocker, denen jeder Kontakt mit frischer Luft, Vitaminen und Menschenmassen ein Greuel ist. Auch scheint ihnen die Arroganz gänzlich abzugehen, mit der coole junge Brit-Bands gewöhnlich die Tatsache zu übertünchen versuchen, dass sie selber keine Ahnung haben, wie sie vom Zeitgeist plötzlich an die vorderste Trendfront gespült worden sind.

Ja, Jack (Kompositionen, Gesang) und George (Perkussion) scheinen vom Wissen unbefleckt, dass ihnen mit ihrem zweiten Album «Hidden» ein grosses Kunststück gelungen ist. Selten gibt es nämlich Alben – gute wie schlechte – wo einem nicht sogleich Einflüsse, Verbindungen und Parallelen in den Sinn kommen. Der Zweitling von These New Puritans ist ein solcher rarer Fall. Mit etwas Tüfteln könnte einem als geistesverwandtes Werk noch «Hai!» einfallen, die fulminante CD von Siouxsie Sioux, Budgie und dem japanischen Kodo-Drummer Leonard Eto, die vor sechs Jahren erschien. Aber die Verwandtschaft ist entfernt, besteht vielleicht nur in den stürmischen Trommeleien, mit denen die Lieder vorwärtsgetrieben werden.

Zu «Hidden» gehören nebst den eingemieteten Kodo-Drums, dem Schlagzeug und den Beats aus der Retorte auch noch Streicher und (Holz-)Bläser, dazu Chorgesänge, die über die Musik driften wie Wolken über den Horizont. Was diese Elemente so faszinierend macht, ist die Originalität ihrer Einsatzweise. Oboen, Waldhörner und Celli werden nicht einfach wie Maggi-Würze über die Lieder gestreut, um ihnen eine Spur mehr Pfiff zu geben. Vielmehr sind sie ein integraler Teil der Arrangements, schrecken keineswegs vor Dissonanzen zurück und sorgen für eine ungewöhnliche Art von Dramatik, die sich nicht um Gesten dreht, sondern aus dem Klang