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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Interview Vampire Weekend
  8/9
musik
Interview Vampire Weekend

Und dann wurde euch mit dem Vorwand der politischen Korrektheit auch vorgeworfen, ihr würdet musikalischen Kolonialismus betreiben.

Oh ja, das ist ein ganz interessanter Aspekt. Weisse mittelständische College-Kids plündern die afrikanische Kultur, hiess es da. Wie gesagt, es sind weisse mittelständische College-Kids, die uns das vorwerfen. Wir haben immer auf Tournee afrikanische Musiker getroffen und die finden unsere Musik toll. Wer sich ernsthaft mit Musik befasst, weiss, dass man sich gegenseitig immer wieder befruchtet hat. Seit den fünfziger Jahren hat auch der amerikanische Rock’n’Roll begonnen, die afrikanische Musik zu beeinflussen. Und Vampire Weekend machen ja keine afrikanische Musik. Ich denke, bei dieser Kritik ging es auch nicht wirklich um unsere Musik, sondern die ganze Diskussion setzte ja erst ein, als das Album plötzlich immer erfolgreicher wurde. (lacht)

Sie sehen das Ganze ziemlich gelassen.


Wir entstammen einer Generation, die mit dem Internet grossgeworden ist. Und das Internet war schon immer ein Platz, wo jeder anonym seine Meinung abgeben kann. Im Internet kann man sich hinter einem Username verbergen und so richtig loslegen, Konsequenzen hat man keine zu befürchten. Das ist eine

Erscheinung, mit der man leben muss. Aber letztlich gibt es einfach viele Menschen, die unsere Musik mögen und viele andere, die sie nicht mögen.

Aber es ist doch seltsam, dass man einen derartigen Erfolg verzeichnet und sich trotzdem Kritik ausgesetzt ist.

Ach wissen Sie, das ist normal. Es hält uns auch auf dem Boden und es ergibt sich die Gelegenheit, sich selber immer wieder zu hinterfragen. Irgendwie ist diese Situation für uns als Band konstruktiver als wenn alle Menschen unisono «You are so great!» geflötet hätten. Als Band motiviert dich Kritik, man darf sie einfach nie persönlich nehmen.

Sie erwähnen das Internet. Wenn man mit älteren Musikern spricht, dann hört man immer wieder das Bedauern über den Tod des Albums, weil sich die Leute nur noch einzelne Songs herunterladen.

Ich denke, dass das Album als Form enorm wichtig ist. Aber es gibt natürlich viele Platten, die veröffentlicht werden, auf denen in der Tat bloss ein zwei tolle Songs enthalten sind. Das war auch früher schon so, denke ich. Nur hatten die Menschen damals nur die Möglichkeit, das Album auf Vinyl zu kaufen und hatten die Flexibilität nicht, bloss den einen oder anderen Song zu kaufen. Ich persönlich