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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Interview Vampire Weekend
  6/9
musik
Interview Vampire Weekend

Immerhin zwängen Vampire Weekend die afrikanischen Beats in Songs, die meist nicht einmal drei Minuten dauern. Wogegen Afrobeat-Sessions schon mal einen Groove über mehrere Stunden halten.

Eigentlich mag ich lange Songs. Ich habe gerade kürzlich wieder ein Konzert von Phish besucht, und die sind darin ziemlich gut. Aber wir sehen uns schon dem präzisen und kurzen Popsong verpflichtet. Also, von uns kriegt man das wohl kaum zu hören (lacht).

Man muss ja auch sagen, in euren Songs geschieht in wenigen Minuten einiges. Da hat es mehrere Schichten.

Wir versuchen Songs zu machen, die auf mehreren Levels funktionieren. Man kann sie als Background hören und dazu tanzen, oder man kann sie unter dem Kopfhörer geniessen und die Details heraushören oder sich intensiver mit den Texten befassen.

Obwohl ihr eine New Yorker Band seid, klingt «Contra», als wäre da ein Hauch Kalifornien hinzugekommen. Irgendwie tragen die Songs die Schrägheit eines Brian Wilson in sich.

Wir haben im vergangenen Jahr viel Zeit in Kalifornien verbracht. Und gerade Südkalifornien hat doch einen völlig anderen Vibe als New York. Wir wollten den Einfluss

nicht explizit machen, aber ich finde es schön, wenn man dies aus den Songs heraushört.

Was bei Vampire Weekend auch auffällt, ist das grafische Konzept. Sowohl die beiden Alben wie auch die Singles sind alle exakt gleich gestaltet, einzig das Foto wird verändert. Die Frau, die auf «Contra» abgebildet ist, irritiert zudem…

…(lacht) Das ist wirklich interessant. Wir haben so viele verschiedene Reaktionen auf dieses Cover bereits gehört. Einige finden, sie habe eine ungemein bestimmenden Gesichtsausdruck, andere wiederum finden, sie sehe zornig aus und wieder andere denken, es sei eine Art feministisches Statement (lacht). Rostam fand dieses Bild letzten April und zeigte es uns dann und seitdem war dieses Bild irgendwie die Visualisierung unseres nächsten Albums. Ich denke, es ist die Einfachheit dieser Fotografie, die ihr eine gewisse Kraft und Ausstrahlung verleiht. Das Bild lässt irgendwie alles offen. Ist die Frau nun dreissig oder erst sechzehn? Sie heisst übrigens Kirsten und die Fotografie wurde 1983 gemacht.

Es ist das erste Gesicht überhaupt. Es gibt auf keinen Veröffentlichungen die Band zu sehen. Man sieht Landschaften, Zimmer, Schuhe; und jetzt plötzlich guckt einen diese Frau an. Und als Albumtitel steht «Contra». Logisch, dass man sich da Gedanken macht.