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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Interview Vampire Weekend
  3/9
musik
Interview Vampire Weekend

Christopher Tomson, Sie lesen Joan Didion?

Ja, ich habe einige Bücher von ihr gelesen.

Sie sind also auch an anderen Kunstformen und nicht nur an Musik interessiert.

Das sind wir alle in der Band. Unser Interesse an Kunst geht weit über die Musik hinaus. Wir sind sehr an Film interessiert und wir lesen eigentlich unentwegt Bücher.

Mehr Prosa oder theoretische Schriften? Ich frage dies, weil es sehr viele Musiker gibt, die sich mit Theorien befassen.

Wenn wir Sachbücher lesen, dann aus persönlichen Interesse am Thema und nicht weil wir den kulturellen Diskurs suchen. Ich habe sehr viel über Kolonialismus gelesen, Chris Baio dagegen liebt Don DeLillo über alles, der hat von ihm wirklich jede Zeile gelesen.

«Contra», das neue Album, klingt zwar unüberhörbar nach Vampire Weekend. Und doch ist es euch gelungen, eine zusätzliche Schicht hinzuzufügen.

Da bin ich froh, dass Sie das sagen. Es wäre nach dem unglaublichen Erfolg unseres ersten Albums ein leichtes gewesen, die selben Rezepte ein zweites Mal anzuwenden. Dann hätten wir aber bloss einen billigen Abklatsch

abgeliefert. Aber natürlich sind wir immer noch die selben vier Leute, wir können uns ja nicht verleugnen. Aber wir wollten an unserem Sound weiter tüfteln, langsamere und auch schnellere Songs kreieren. Ich denke, wir haben es geschafft, mehr Dynamik reinzubringen. Die erste Platte hatte doch durchgehend den selben Vibe und auf «Contra» sind die Unterschiede zwischen den Songs doch weitaus grösser.

Das klingt jetzt sehr einfach, wie Sie das schildern. Aber nach dem ungemein grossen und völlig unerwarteten Erfolg des ersten Albums – da lastet doch ein Druck auf der Band.

Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, wir hätten keinen Stress gehabt. Aber unser Erstling entstand unter völlig anderen Umständen. Wir hatten keine Plattenfirma, als wir die Songs in unseren Kellern und unseren Wohnungen als Demos aufgenommen haben. Irgendwie schafften wir es, unter den neuen Umständen – Plattenfirma, Studio, Erfahrungen von unzähligen Konzerten weltweit – irgendwie das Ganze als etwas Neues zu betrachten und uns so vom Druck zu befreien.

Es gibt ja sehr viele unglückliche Zweitalben in der Geschichte der Musik.

(lacht) Das waren wir uns auch bewusst. Wir sind ja alle Musikfans und hören uns durch die