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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Interview mit Peter Gabriel
  5/8
musik
Interview mit Peter Gabriel

Computer kann zwar ein organisches Instrument nie wirklich naturgetreu generieren, aber man kann die Umstände sehr genau kontrollieren. In einem Raum, selbst wenn in ihm die brillantesten Musiker spielen, wird es immer leise Unterschiede geben, zum Beispiel beim Stimmen der Streichinstrumente. Aus solchen kleinen Differenzen entsteht im akustischen Live- Vortrag quasi ein neues Eigenleben.

Wie unterscheidet sich die Aufgabe für Sie als Sänger, ein eigenes Lied oder das Lied von jemand anderem zu singen?

Zuerst ist die Aufgabe eines Interpreten eine eher Oberflächliche. Man muss sich langsam in die Melodie, die Stimmung und den Text hineinsingen. Wenn das gelingt, nimmt auch das Lied von einem anderen Songschreiber sehr persönliche Töne an. Mein Gesang ist auf diesem Album bestimmt ebenso intensiv wie auf den Alben mit meinen eigenen Liedern.

Eine besonders drastische Neuinterpretation erlebt «The Boy in the Bubble» von Paul Simon. In Ihrer kammermusikalischen Version steht der Text ganz im Vordergrund.


Ich glaube nicht, dass viele Leute, die «Graceland» hörten, erkannten, wie toll dieser Text ist. Der Groove, den diese fantastischen afrikanischen Musiker da hinlegten, hat einen mitgerissen, der Text trat in den Hintergrund.

Aber wenn man den Afrikasaft von Pauls Version auspresst, bleibt halt doch wieder so ein griesgrämiger weisser Mann zurück. Brillant! In meinen Augen ist das einer der allerbesten Pop-Texte überhaupt.

Wie steht es mit den Antworten der anderen Künstler, die dann ja unter dem Titel «I’ll Scratch Yours» erscheinen sollen? Haben Sie schon ein paar von ihren Versionen gehört?

Etwa die Hälfte ist eingetroffen. Jeden Monat bei Vollmond veröffentlichen wir jetzt über iTunes ein Liederpaar. Zuerst kommt meine Version von «Book of Love», kombiniert mit der Version The Magnetic Fields von «Not One Of Us». Danach folgt «The Boy in the Bubble» mit Paul Simons Version von «Biko». Lou Reed hat «Solsbury Hill» geschickt, Bon Iver «Come Talk To Me». Bis jetzt gefallen mir alle – alle haben sie mich überrascht.

Wie revanchiert sich David Bowie für Ihre Version von «Heroes»?


Gar nicht! Er war der einzige Künstler, der von Anfang an klipp und klar sagte: bei dem Spiel mache ich nicht mit. Das war natürlich eine Enttäuschung. Aber zum Glück ist als Mitverfasser von «Heroes» Brian Eno aufgeführt. Er ist nun dabei. Aber er wechselt ständig seine Pläne.