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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Interview Adam Green
  6/7
musik
Interview Adam Green

Viele Ihrer Songs sind ja ungemein eingängig, richtigehende Ohrwürmer mit tollen Melodien und Harmonien. Aber kaum länger als zwei Minuten. Das ist eigentlich unökonomisch. Weshalb dehnen Sie eine gute Idee nicht aus?

Erstens bin ich paranoid. Ich habe panische Angst davor, die Leute zu langweilen. Zweitens mag ich die Musik von Motown Records, damals waren die Songs alle kurz. Aber das heisst nicht, dass ich längere Songs nicht mag. «Astral Weeks» von Van Morrison etwa – wow! – ich wünschte, ich könnte solche Songs schreiben. Aber ich muss ganz offen zugeben, ich hatte noch nie eine Idee, die sich dafür anbot, über mehrere Minuten behandelt zu werden. Mir fehlt wohl schlicht das Talent dazu. Der Folksänger Turner Cody gehört zu meinen engsten Freunden, und dem seine Songs sind alle mindestens fünf Minuten lang und keine Sekunde davon ist langweilig. Oder Jeffrey Lewis’ Song «Williamsburg Will Oldham Horror», unglaubliche sechs Minuten lang und einer der besten Songs, die es überhaupt gibt. Vielleicht bin ich auch launischer als andere. Jeder meiner Songs beinhaltet eine andere Grundstimmung und sie unterscheiden sich auch stilistisch voneinander.

Sie haben Motown Records und Van Morrison erwähnt. Welche anderen Einflüsse haben Sie geprägt?

Als ich ein Kind war, bekam ich eine Kassette vom ersten Album von Velvet Underground geschenkt. Und eigentlich träume ich seit jenem Tag davon, einmal so etwas grossartiges zu schaffen wie ein Velvet Underground-Album.

Haben Sie denn Lou Reed schon einmal getroffen?


Ja. (zögert) Einmal. Hinter der Bühne, nach einem Überraschungskonzert, das er im Bowery Ballroom gegeben hatte. Und da sassen wir dann gemeinsam mit anderen Leuten und Lou Reed begann eine Geschichte zu erzählen über das Begräbnis von Allen Ginsberg. Und die war ziemlich ausführlich. Und da erzählte er dann und sah mich auch an und ich konnte mich nicht auf die Geschichte konzentrieren, weil ich immer nur dachte: «Wow, ich bin mit Lou Reed zusammen. Wow, Lou Reed spricht zu mir.» Was ich nicht wusste: die Geschichte war ein Witz und als er zur Pointe kam, da lachte ich als einziger nicht. Da sahen mich alle – auch Lou Reed – ziemlich komisch an. Ich denke, das wars wohl mit Lou Reed. (grinst enttäuscht).

Aber es gibt sicherlich noch andere Vorbilder.

Natürlich. Serge Gainsbourg, Iggy Pop, Aufnahmen von Chess Records, The Incredible