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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#Interview mit T.C.Boyle
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literatur
Interview mit T.C.Boyle

Mir kommt die Aufgabe zu, ihnen zu zeigen, wie man sich Disziplin aneignet, wie man mit Feedback umgeht und so weiter. Ich bin überzeugt, dass jeder gute Schriftsteller einen ausgeprägten Sinn für Rhythmus in sich trägt. Auf dem Weg zur Reife entdeckt er diesen Sinn.

Was sagen Sie zu einem Studenten, der sich über eine Schreibblockade beklagt?

Ich sage zu ihm: Wenn die Story am Dienstag nicht auf meinem Tisch liegt, sind Sie durchgefallen. (lacht) Einen grösseren Motivationsfaktor gibt es nicht. Naja – vielleicht gebe ich ihm auch noch den Rat, es mit einem anderen Stil zu versuchen. Oder ich schlage ihm vor, dass er in der Zeitung einen News-Beitrag suchen und daraus eine Geschichte machen soll. Eine solche Fingerübung kann jeder ausführen – und wer weiss, vielleicht kommt dabei ja tatsächlich eine gute Story heraus.

Können Sie von dem Unterricht selber noch etwas lernen?

Der Unterricht gibt mir die Möglichkeit, das zu tun, was wir hier gerade tun, nämlich eine Diskussion zu führen über etwas, was wir lieben – die Literatur. Normalerweise habe ich dafür keine Zeit. Die beiden Uni-Kurse, die ich führe, erlauben es mir, an 26 Tagen im Jahr die Arbeit wegzulegen und das Haus zu verlassen.

Das ist eine echte Erfrischung. Ich liebe die Literatur und ich will so viele Menschen dafür gewinnen wie möglich. Deswegen gebe ich Unterricht, und deswegen gehe ich so oft für Lesungen auf die Bühne und deswegen übe ich eine so starke Kontrolle über meine Arbeiten aus. Ich habe mich zum Beispiel nie von Hollywood verführen lassen. Geld ist mir egal. Natürlich kommt das Geld, weil man Bücher verkauft und Fans hat – und das ist wundervoll. Aber es ist nicht der Grund dafür, dass ich schreibe. Ich schreibe für mich selber. Das war schon immer so.




T.C. Boyle. Das wilde Kind. Novelle. Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Hanser Verlag München. Gebunden. 112 Seiten. € 12,90 / CHF 22,90

Leseprobe aus «Das wilde Kind» (pdf) »

US-Webseite von T.C. Boyle »

Deutsche Webseite zu T.C. Boyle »