Franz Hohler / Foto: © Christian Altorfer

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das kulturelle überformat
Nr. 30 / 18. Februar 2010
#CH-Autoren und die Politik
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literatur
CH-Autoren und die Politik

betrogen werdest», fasst er das deutsche Motto zusammen. Es gibt allerdings auch Stimmen, die sich nicht auf dieses Stereotypen-Spiel einlassen. Franz Hohler zum Beispiel. Die als typisch deutsch bezeichneten Eigenschaften wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Fleiss, Ordnungsliebe oder Perfektionismus seien gleichermassen schweizerische Tugenden, schreibt er im Tages-Anzeiger. «Wir sollen grundlegend verschieden sein, bis zur gegenseitigen Verständnislosigkeit?» Er verneint. Lukas Bärfuss, der die Lethargie der Schweizer Autoren beklagt hatte, hält ebenfalls nichts von der Debatte. Diese sei eine Farce. «Sie hat keinen Unterleib. Es wird vorausgesetzt, dass es noch eine homogene Öffentlichkeit gibt und behauptet, diese würde sich über nationale Identität definieren. Beides trifft nicht zu», sagte er gegenüber Tagesanzeiger.ch/Newsnetz.

Nach der jüngsten Schriftsteller-Debatte ist die Bilanz ernüchternd. Die Literaten haben zwar öffentlich Stellung in politischen Fragen genommen, doch wie die Schweiz – gerade nach dem Steuerstreit, der uns die politische Isolation des Landes einmal mehr vor Augen führte – wieder Anschluss an Europa findet, dafür haben sie keine Vorschläge. Einige (Widmer, Muschg, Bärfuss) nennen einen EU-Beitritt als Lichtblick, ohne diese Option jedoch mit Verve auszuführen. Hürlimann (ein EU-Gegner) macht es sich einfach, er schiebt die Lösung der Probleme auf die Jungen. «Es liegt an der nächsten Generation, wieder eine Idee für die Schweiz zu entwickeln», sagt er in Die Zeit. Früher waren die Schweizer Schriftsteller mutiger. Noch vor knapp zehn Jahren machte Peter