dichtet den beiden Völkern romantisierte Nationalcharakteren an. Da werden plötzlich alle Schweizer zu Berglern (und Ver-Berglern), sämtliche Deutschen zu Bewohnern des Waldes. Er müsse immer wieder feststellen, «mal amüsiert, mal traurig, dass Sie, die Deutschen, und wir, die Schweizer, auf verschiedenen Planeten wohnen», sagt der renommierte Schriftsteller in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Im gleichen Blatt meldet sich auch Urs Widmer zu Wort, der lange in Frankfurt lebte. In einem Artikel mit dem Titel «Kuhschweizer und Sauschwabe» betont er zwar, wie ähnlich sich Schweizer und Deutsche seien. Doch auch er fühlt sich in seinem Nationalstolz verletzt. «Wir sind keine putzigen Zwerge!», lautet sein Fanal wider die deutschen Geranien- und Chalet-Bilder von der Schweiz, welche von Schweizer Touristikern ja bis heute propagiert werden. Eine erfrischende Stimme in diesem bierernsten Disput ist der in Deutschland geborene und in Glarus aufgewachsene Tim Krohn. «Wir benehmen uns wie beim ‹Räuber und Poli›-Spiel, jeder will der Gejagte sein. Heute wollen alle indiänerlen? Dann los! Anstatt zu streiten, wer darf und wer nicht, wetteifern wir doch besser, wer der Welt die schönste Friedenspfeife schnitzt!», schreibt er im Tages-Anzeiger.
Auch er versucht, Unterschiede zwischen Schweizern und Deutschen zu finden: Für den Schweizer sei jedes Problem im Konsens lösbar, für den Deutschen jedoch gelte es, Ellbogen zu zeigen und auf das Recht des Stärkeren zu setzen. «Betrüge, auf das du nicht