Schweiz ist ins Visier der deutschen Aussenpolitik geraten. Im Streit ums Bankgeheimnis verkündete der damalige SPD-Chef Franz Müntefering Anfang 2009, dass er das Problem am liebsten mit Soldaten lösen würde. Bereits zuvor hatte sein Parteikollege Peer Steinbrück gedroht, damals Finanzminister, er wolle das Bankgeheimnis mit «Zuckerbrot und Peitsche» knacken. Das Fass zum Überlaufen brachte letzten Frühling Steinbrücks Indianer-Vergleich: Die Kavallerie (sinnbildlich für die schwarze Liste, auf der die Schweiz als Steueroase fingierte) müsse den Indianern (der Schweiz) nur drohen, und man bekomme, was man wolle.
Die Reaktionen von Schweizer Schriftstellern in hiesigen und (notabene) deutschen Zeitungen folgten Schlag auf Schlag – mit einer Gemeinsamkeit: Obwohl die Autoren das Ende des Bankgeheimnisses aufgrund äusseren Drucks allesamt guthiessen, fühlten sich die meisten durch die Äusserungen der beiden deutschen Politiker gekränkt und strichen in der Folge die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Schweizern heraus. Damit mutierte das politische Aufmucken der Schriftsteller zu einem Diskurs über das gekränkte helvetische Selbstbewusstsein. Von der pragmatischen Seite hat es dabei Alex Capus genommen. Er erklärt der deutschen Leserschaft in der Süddeutschen Zeitung: «Dem Durchschnittsschweizer ist das Bankgeheimnis von Herzen egal. Er will sich nur nicht schämen müssen, wenn er nächsten Sommer in die Ferien fährt.» Thomas Hürlimann, der in der Schweiz und Berlin lebt und beide Länder kennt, wühlt dagegen tief in der mythologischen Trickkiste: Er