sowohl von ungleichen Brüdern im Rentenalter als auch von den Schwierigkeiten in japanisch- europäischen Mischehen handeln. Kreiert haben diese Kurzgeschichten im Sammelband «Von der Natur des Menschen» der Autor Ryuichiro Utsumi und der Zeichner/Autor Jiro Taniguchi. Letzterer, der seine Geschichten meist selbst schreibt, gehört zu den ungewöhnlichsten zeitgenössischen Manga-Meistern. «Der spazierende Mann» von 1992 gilt immer noch als exemplarisch für Taniguchis Arbeitsweise und Anliegen: in absolut stillen Bildern wird hier von einem Familienvater erzählt, der statt malochen bummeln geht, um die Natur zu betrachten und zu beobachten – eine subtile Attacke gegen die japanische Arbeitsmoral.
Taniguchi erzählt für gewöhnlich mit feiner Linienführung in einem luftig-realistischen und unaufgeregten Stil. Begonnen hatte er jedoch als Action-Mangaka (Comicschöpfer), was sich bis heute niederschlagen kann, etwa im spannenden Metropolen-Drama «Die Stadt und das Mädchen», in welchem der Zeichner sowohl den Duft der Natur, als auch Action in Grossstadt-Nächten und schwüle Club-Atmosphäre packend darzustellen weiss.
Mangaka wie Taniguchi hätten nie eine dermassen wichtige Stellung in der japanischen Kultur erlangt, wäre da nicht der «Gott der Manga» Osamu Tezuka (1928 bis 1989) gewesen. Tezuka ist ein Mythos, der die Manga sowohl populär gemacht als auch zu Kunstwerken geadelt hat. Der «Disney der Manga» studierte nach dem Krieg zunächst Medizin, zeichnete aber schon damals Comics. Die Doppelbelastung gab