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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Interview The Mars Volta
  5/9
musik
Interview The Mars Volta

Haben Sie die Stücke in der Reihenfolge aufgenommen, wie sie auf der CD erscheinen?

Nichts geschieht im Studio in einer Reihenfolge. Nicht einmal innerhalb eines einzelnen Stückes. Die Musik entsteht wie ein Film. Lauter kleine Abschnitte, die dann zusammengefügt werden. Wenn Cedric den Gesang aufgenommen hat, stutzt man das ursprüngliche Stück entsprechend zurecht.

Die nahöstlichen Einflüsse, die auf «Goliath» zu hören sind, sind also nicht durch ihre Reise nach Israel inspiriert worden?

Ich trat meine Reise nach Jerusalem am Tag nach der Abmischung des letzten Albums an. Schon während der Aufnahmen von «Amputechture» hatte ich viel Musik aus Pakistan, Armenien, dem Irak und der Türkei gehört.

Was zieht sie an dieser Musik besonders an?

Hm – das kann ich nicht so genau sagen. Jedenfalls haben mich jene Kulturen immer fasziniert. Vielleicht ist es die Wüste. Ich habe ja auch einen arabischen Namen, obwohl ich aus Puerto Rico stamme. Mir gefällt einfach das Gefühl, das mir die vielen zusätzlichen Töne dieser Musik vermitteln.

Sie leben seit rund einem Jahr in New York, nachdem Sie zuvor einige Zeit in Amsterdam,

und davor lange in Los Angeles wohnten. Was verändert der Umzug in Ihrem Leben?

In New York fällt es mir leichter als in L.A., mich zu entfalten. In diesem Sinn ist New York ähnlich wie Europa. Wenn ich in New York aus dem Haus trete, habe ich die Möglichkeit, mit anderen Menschen einen kulturellen Austausch anzuregen. In L.A. lebt man in einer Seifenblase. Wenn man aus dem Haus geht, steigt man in eine andere Seifenblase, das Auto, um sich an einen Ort zu begeben, wo wiederum Menschen in einer Seifenblase eingesperrt sind. Man hat dort nie das Gefühl, Menschen näher zu kommen.

Vielleicht kann man den Unterschied auch auf musikalischer Ebene erkennen. Viel Musik aus L.A. klingt formelhaft und kalkuliert. Als wäre sie in einer bestimmten Seifenblase für eine andere Seifenblase hergestellt worden. In New York und Europa verstehen Künstler ihre Musik eher als einen Beitrag zur allgemeinen Befindlichkeit. Was meinen Sie zu der These?

Sie klingt interessant! Persönlich versuche ich ja, meine Musik immer von den Zwängen der Industrie fern zu halten. Die Kultur von Los Angeles – Kultur, dass ich nicht lache! – läuft eher darauf hinaus, dass Industrie und Kunst – oder vielmehr: Entertainment – eins werden. Viele Leute in L.A. sind damit aufgewachsen und können es gar nicht anders sehen. Das hört man der vielen grässlichen Musik an, die