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das kulturelle überformat
Nr. 11 / 5. Februar 2008
#Interview mit Henry Rollins
  4/8
musik
Interview mit Henry Rollins

Um ein Publikum zwei Stunden bei der Stange zu halten, ohne sich an ein Skript klammern zu können, da muss man wirklich auf Draht sein. Aber wenn es sich irgendein Besoffener in den Kopf gesetzt hat, mich mit seinem Gegröle aus dem Konzept zu bringen, bin ich aufgeschmissen. Irgendwie gefällt mir meine eigene Verwundbarkeit. Die macht meine Arbeit als Spoken-Word-Künstler zwar nicht gerade einfach, aber eben immer wieder anregend.

Auf der Bühne führen Sie ja auch keine lapidare Comedy-Show auf. Ihnen geht es auch darum, das Publikum zum Denken anzuregen.


Von mir kriegen Sie keine schäbigen Witze über Frauen, Haustiere oder Weichteile zu hören; von mir erfahren Sie, wie es sich anfühlt, allein in den Strassen von Teheran spazieren zu gehen. Ich habe das grosse Glück, in einer spannenden Zeit zu leben, aber ich will den Leuten nichts Aufgewärmtes servieren. Darum reise ich in die unterschiedlichsten Krisengebiete, wo ich eigene Erfahrungen sammeln kann. Und weil diese Erlebnisse und Begegnungen mir wie ein Aufprall mit einer Buick-Limousine einfahren, geben sie mir auch die nötige Selbstsicherheit, um sie mit der gleichen Wucht weiterzugeben. Würde ich diese Chuzpe nicht mehr spüren, würde ich sofort mit den Spoken-Word-Auftritten aufhören. Auch wenn ich hart dafür gearbeitet habe, mein Publikum mir zu ergattern,