Radiohead nicht einmal zum verhassten Interview-Reigen antreten musste. Damit ersparte man sich schon mal einen Kostenpunkt, der in der Endabrechnung eines Plattenmulti teuer zu stehen gekommen wäre. Kommt dazu, dass «In Rainbows» auf eigene Kosten im eigenen Studio produziert wurde und nun auch noch höhere Download-Tantiemen einspielt, als wenn man diese über eine Plattenfirma geregelt hätte. Gerüchten zufolge soll das Album in den ersten Tagen über eine Million Mal heruntergeladen worden sein. Radiohead-Manager Chris Hufford will keine Zahlen verraten, weil er befürchte, dass dies sogleich als ein «Marketing-Trick» interpretiert werde. Immerhin spielte er der Musikbusiness-Fachschrift Music Week die Information zu, dass mehr als die Hälfte der Downloader mindestens einen Penny bezahlt hätten und dass man im Hause Radiohead die Aktion als vollen Erfolg werte.
Kein Wunder. Diverse Umfragen in der britischen Tages- und Musikpresse zeigten, dass die meisten Fans zwischen 4 und 5 Pfund zahlten. Wäre die CD von einem Plattenlabel in die Shops gestellt worden, hätte die Band per verkauftes Exemplar um die 17 Prozent des Grosshandelspreises kassiert. Zur Überzeugung, dass eine Bezahlung auf freiwilliger Basis bei CDs funktionieren könne, seien Hufford und Partner Bryce Edge im Verlauf eines Gespräches mit einem kalifornischen IT-Spezialisten gekommen: «Die Verbreitung von Software beruht auf einem ähnlichen System. Viele Benützer sind gewillt, Spenden zu schicken», erklärten sie Music Week. «Es ist gut, von der Annahme auszugehen, die Kunden seien ehrlich. Ich glaube, die meisten sind es.»