Photo: © Danny Clinch

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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Interview mit Melissa Etheridge
  5/6
musik
Interview mit Melissa Etheridge

Verspüren Sie jetzt, da ihre Musik politischer geworden ist, einen Druck, auch in Zukunft politische Songs zu schreiben? Oder nehmen Sie ihre Inspiration einfach so, wie sie kommt?

Nein, ich verspüre überhaupt keinen Druck, weiter politische Songs schreiben zu müssen. Im Gegenteil: Jetzt, da ich genügend Selbstvertrauen habe, in meinen Songs Stellung zu beziehen, werde ich das vermehrt tun. Für mich hat Rock’n’Roll sowieso viel mit Gesellschaftskritik zu tun. Vergessen sie nicht, dass diese Musik ihren Ursprung in den Gesängen der aus Afrika entführten Sklaven hat, und dass Blues und Jazz immer davon handelten, was es heisst, als schwarzer Mensch in den weissen USA zu leben. Später ging es um andere Themen wie Sexualität und Politik, da wurde diese aufklärerische Tradition auf andere Art und Weise weitergeführt, bis Rock’n’Roll in den achtziger Jahren plötzlich zum Show Business wurde. Ich muss zugeben, dass ich selber Teil dieser Entwicklung war, aber jetzt habe ich das abgelegt: anstatt dem perfekten Radiohit nachzujagen, bin ich zu meinen musikalischen Wurzeln zurückgekehrt.  

Wie einfach ist es für Sie, sich nicht von den Erwartungen Ihrer Plattenfirmen und Ihres Managements beeinflussen zu lassen?

Ziemlich leicht, denn ich denke ja nicht an das Geschäft oder an die Medienreaktionen, wenn