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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#David Albahari
  3/4
literatur
David Albahari

Durch diesen Vorfall wird der Protagonist völlig aus seiner gewohnten Umlaufbahn geworfen. Er findet seltsame geometrische Zeichen auf der Strasse und an Wänden, es wird ihm ein geheimnisvolles Manuskript auf einer Parkbank ausgehändigt und er wird plötzlich Opfer fremdenfeindlicher Gruppen.

Nichts scheint mehr am gewohnten Ort und der Erzähler, der sich oft nächtelang mit seinem Freund Marko zu einem benebelnden Joint die Grenzenlosigkeit von Miles Davis’ Elektro-Jazz zu Gemüte führt, verdächtigt sich der blossen Einbildung der Geschehnisse. Alles Zufall? Oder doch nicht? Teil eines Komplotts? Oder gar die plötzliche Sichtbarwerdung der kosmischen Gesetze?

In einem atemlosen Monolog beschreibt Albahari diese existenzielle Achterbahnfahrt in einem Belgrad des Umbruchs, dessen Traditionen in der Mystik des Judentums genauso zum Vorschein drängen wie der drohende Zerfall des stolzen Serbiens unter Milosevic. Das angeschlagene ehemalige Jugoslawien ist der Hintergrund hinter einer ganz persönlichen Lebensgeschichte, in der einer sich plötzlich als Schmetterling im grossen Gefüge wiederfindet. Ob sich diese Erleuchtung, die verständlich und nachvollziehbar mit grossen Ängsten einhergeht, bloss individuell anwendbar bleibt oder aber sich der Protagonist, der sich in jüdische Lehren und mathematische Formeln einweihen lässt, den Grundgesetzen des Kosmos gewahr wird, ist letztlich nicht von Bedeutung.