Louise Bourgeois with
              Spider IV in 1996

              © Peter Bellamy

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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Louise Bourgeois
  7/9
kunst
Louise Bourgeois

Gleichzeitig erschliesst sie feministisches Gedankengut für ihre Arbeit; Phallus und Klitoris/Vagina häufen sich als Motiv, oft sogar in androgyner Kombination. Dank einem amüsanten Porträt von Robert Mapplethorpe ist insbesondere «Fillette» (1968) berühmt geworden: auf dem besagten Porträt hält die winzige Bourgeois das gewaltige Hoden-mit-Erektion-Stück unter dem Arm wie eine Handtasche – oder wie ein Gewehr.

1973 stirbt Robert Goldwater. 1980 bezieht Bourgeois ein grosses neues Studio in Brooklyn – ihre Installationen und Skulpturen werden grösser und grösser. 1982 widmet ihr das Museum of Modern Art eine Retrospektive – es ist die erste einer weiblichen Künstlerin in diesem Museum. 1989 schafft sie die ersten Vorläufer der Werkserie «Cells»: Räume, die von alten Türen, Käfigen und sonstigen Wänden eingeschlossen sind und dem Betrachter durch Fenster und Türen Einblick in eine oft düstere Innenwelt erlauben. Auch hier wieder arbeitet Bourgeois mit den Techniken der Surrealisten. In «Pagé and Parent» (1995) zum Beispiel sorgen altertümlich wirkende Eisengestelle, in denen eine Vielzahl von bauchigen Flaschen hängen, für sinnliche Verwirrung. Um das Jahr 2000 folgt dann die Hinwendung zur Arbeit mit Textilien.

Und immer wieder die Spinnen! In allen Grössen, in mannigfachen Formen – manchmal sogar Spinnen, mit denen man ganz gern Freundschaft schliessen würde. Aber nicht nur Spinnen – denn durch das Lebenswerk von Bourgeois ziehen sich noch viele andere Motive, die in immer wieder neuen Variationen, Materialien, aber stets in alter Gewalt nebst Zartheit,