The Destruction of the Father 1974
Courtesy Cheim and Read,
Galerie Karsten Greve and Galerie
Hauser & Wirth © Louise Bourgeois


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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Louise Bourgeois
  4/9
kunst
Louise Bourgeois

oder Paradoxie (die lebensgrossen, vernähten Liebespaare, die ineinander hinein wollen und doch nicht voneinander weg kommen) wiederum eine neue Farbe ins Bourgeois’sche Panoptikum eingebracht haben. In der Tat sind einige dieser handgearbeiteten Puppen, die supercoole Loft-Bewohner durchaus als Sitzgelegenheiten entfremden könnten, derzeit auch anderswo in London zu bewundern – in der Ausstellung «Seduced» nämlich, in welcher das Barbican Arts Centre kurz die erotische Kunst der letzten zweitausend Jahre abhandelt.

Louise Bourgeois kommt in Paris zur Welt. Der gutbürgerliche Papa und ihre Mutter beschäftigten sich mit der Restauration von antiken Gobelins, Dekorationsstoffen und Möbelüberzügen. Nach dem ersten Weltkrieg zieht die Familie in ein grosses Landhaus an der Bièvre südlich von Paris in Antony. Es fehlt der Familie an nichts – nur geht die Vorliebe von Louises Vater für aussereheliche Affären so weit, dass er eine Geliebte als Englischlehrerin für seine drei Kinder engagiert und im eigenen Haus einquartiert. Derweil es Louise dem Vater nie verzeihen wird, dass er so den Familienfrieden vergiftet, toleriert die Mutter die Situation. «Die Inspiration von all meinen Arbeiten der letzten fünfzig Jahre, von all meinen Themen», schreibt Louise später, «geht auf meine Kindheit zurück. Nie hat die Kindheit für mich ihre Magie, ihr Mysterium und ihr Drama verloren.» Aber auch: «The abandonment/I want revenge/I want tears for having been born/I want apologies/I want/Blood/I want to do to others what has been done to me/To be born is to be ejected/To be abandoned, from there comes the fury.» (geschrieben 1990, Katalog Seite 20). Damit die Situation klarer wird