Louise Bourgeois © Peter Bellamy

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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Louise Bourgeois
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kunst
Louise Bourgeois

das Böse, dessen omnipräsente Dimension offensichtlich ist...Weiters steht die Spinne auch als Metapher für die Mutter.» Auf diese positive Interpretation von «Spinne» kämen – mit Verlaub – nicht allzu viele Betrachter von «Maman» ohne Rückgriff auf die Literatur. Auch wenn die Beine einen Kreis und eine Art unsichtbaren Vorhang in den Raum zeichnen, wirkt das Eisentier in seiner grotesken Überdimensioniertheit zumindest in den Augen dieses Betrachters weniger beschützend denn bedrohlich, ja beängstigend fremdartig. Ausserdem erinnern wir uns ja alle an die garstige Geschichte vom Spinnenweibchen, das sein Gespons nach erledigter Sexualarbeit einfach ermordet. Und so ist es immer bei Louise Bourgeois: das eine ist auch das andere. Dabei ist ihre wichtigste Inspirationsquelle scheinbar so simpel: «Ich will, dass die Menschen mich mögen.» Das sagte sie wenigstens zur Autorin AM Homes in einem ihrer heutzutage raren Interviews.

Am 25. Dezember wird Louise Bourgeois ihren 96. Geburtstag feiern. «Wie wir alle» habe sie vor, mindestens hundert Jahre alt zu werden. Erstaunlich ist an dieser aussergewöhnlich langen Lebensspanne nicht nur die Tatsache, dass sie noch heute täglich künstlerisch tätig ist. Erstaunlich ist auch, wieviele radikale Veränderungen, wieviele klar unterscheidbare Phasen, ihre Arbeit durchlebt hat und doch immer als das Werk des gleichen Geistes erkennbar bleibt. So hat sie aus Gründen der Gesundheit, die ihr heute das Heben von schweren Gewichten nicht mehr erlaubt, in den letzten Jahren auf ein Medium zurückgegriffen, mit dem sie einst aufgewachsen war: nähend, stickend und bindend schafft sie «weiche Skulpturen», die in ihrer existenziellen Direktheit (die unbetitelten Köpfe)