Spider 1997 © Louise Bourgeois
Steel, tapestry, wood, glass, fabric,
rubber, silver, gold and bone
4450 x 6660 x 5180 mm
Gerade war die neue Tate-Gallery im ausrangierten Elektrizitätswerk an der Themse eingeweiht worden. Der Rummel war gewaltig, die Massen walzten in Heerscharen heran. Ein bisschen aufgeregt vielleicht, zu den Ersten zu gehören, beeindruckt auch von der Gigantik des Baus, die man bis anhin nie wirklich bemerkt hatte, trabte man mit hundert anderen Kunst-Schlachtenbummlern – es fehlten nur die Wimpeln und Gesänge – die Rampe hinunter auf die im Vergleich so winzigen Türen zu, trat ein – und schnappte nach Luft.
Schon die Turbinenhalle allein hätte diesen Effekt gezeitigt. Aber dann war da auch noch diese Spinne. Eine monumentale Kreation, ja Kreatur, aus Stahl und Marmor, zehn Meter hoch, unter deren scheinbar so fragilen Beinen sich die Besucher zusammenscharten und nach oben blickten, wo am Unterleib eines wahrhaft surrealen Biestes ein drahtiger Sack voller Spinneneier aufgehängt war. «Maman» – so taufte Louise Bourgeois diese ihre Ur-Spinne – ist ohne Zweifel als eines der ganz grossen Kunsterlebnisse in die Annalen der Stadt London eingegangen. In der Erinnerung hat «Maman» seither geradezu mystische Proportionen angenommen. Nun gilt die Spinne allgemein nicht unbedingt als Inbegriff der Schönheit. Es ist typisch für die Perspektive von Bourgeois, dass sie bei ihr – Arachnophoben werden es verdanken – ein oft wiederkehrendes Motiv ist, das nur so strotzt von Doppeldeutigkeiten und Paradoxen. «Die Spinne ist zuerst einmal ein Wächter», sagte die Künstlerin einmal (zitiert im Ausstellungskatalog, Seite 272). «Sie behütet uns vor den Moskitos...Verteidigt uns gegen das Böse. Es ist ein ewiger Kampf vom Guten gegen