Ehe ich ging, plauschte ich noch mit einer Bibliothekarin über Nachlässe.
Haben Sie, fragte diese, daran gedacht, Ihren Vorlass zu verkaufen?
Vorlass? fragte ich.
So heißt der Nachlass, sagte sie, ehe man stirbt.
Unsere Handschriftenabteilung, sagte sie, ist da sehr interessiert. Manuskripte, Skizzen, handschriftlich korrigierte Druckfahnen, Korrespondenzen.
Ich wies, halb belustigt, halb verstört, auf mein noch immer mäßig jugendliches Alter hin, wir tranken aus, und sagten Adieu.
Als ich den Verstärker durch Gänge, Höfe, Korridore, dem Ausgang zuschleppte und mir einfiel, daß ich mir keinen Roadie leisten kann, fiel mir der Vorlass ein.
Und wissen Sie, was das heißt? Kafkas größtes Schloß hat seine gütige Geisterhand nach mir ausgestreckt.
Ernst Molden
Text und Musik: Ernst Molden
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