Der Sport und die globale Verbrüderung
Die Journalisten-Tribüne im neuen Wembley-Stadion ist zwar grosszügiger angelegt als die der meisten anderen Journalisten- Logen der Premier League. Trotzdem sitzt man sich gegenseitig auf dem Knie. Das ist insofern eher unangenehm, als viele Sportschreiber mit dem Appetit und der Figur einer mittelgrossen Kehrichtverbrennungsanlage ausgestattet sind und bildlich die Wahrheit des Klischees demonstrieren, dass Journalisten meistens verhinderte Stars im Metier sind, über das sie schreiben.
Immerhin hat man in Wembley die allerneuesten Erkenntnisse modernen Sitz-Designs angewandt. So ist der Sessel auf seinem Ständer auf alle Seiten hin verschiebbar. Wenn man sich in seine Sitzschale einpassen will, ohne das Bier in seinen Laptop oder – schlimmer – auf den glattrasierten Schädel des Sitznachbarn zu kippen, erfordert dies ein kommunales Drehen und Ächzen ähnlich wie beim Rubik-Würfel. Vielleicht sähe es bei einem Leichtathletik-Meeting anders aus. Vielleicht bestünde die Presse dort aus lauter rehäugigen Sprenzeln.
Heute aber sind wir nicht wegen leichter Athletik oder gar echtem Fussball nach Wembley entsandt worden, sondern wegen des American Football. Miami Dolphins gegen New York Giants. Es ist das erste Mal, dass ein reguläres Spiel der amerikanischen NFL auf europäischem Boden stattfindet. Mit Haut und Haar hat man die beiden Teams samt allem Drum und Dran, dazu Presse, TV und Radio, ein paar tausend Fans und vor allem auch den Direktoren über den Atlantik geflogen, um Werbung zu machen für die Globalisierung des Sportes. Nun ist es ja keineswegs so, dass sich American Football universaler Beliebtheit erfreuen würde. Vielmehr ist American Football so etwas wie das Hornussen der USA. Nichts