Nicht unbedingt museal, aber hochhistorisch auch eine schöne, leise Veranstaltung im frisch renovierten Haus der Kulturen der Welt in der Kongresshalle (die der Berliner seit sie Ende der Fünfziger von den USA geschenkt wurde, wegen ihrer aufgeklappten Betonbögen «Schwangere Auster» nennt, stöhn).
Dort erinnerte der neue künstlerische Leiter, Detlef Diederichsen (der gerade noch mit seiner revitalisierten Band Die Zimmermänner in aller Munde war), an die stilbildende Vielfalt New Yorker Popkultur zwischen den Latin-Sounds Nuyoricas und der Folkbohème der Sixties. Da sassen dann in einem nachgebauten Greenwich Village Café der Bluesmann Geoff Muldaur und Joe Boyd, Entdecker Pink Floyds, Produzent Nick Drakes und Fairport Conventions, der gerade seine dringend lesenswerte Autobiographie «White Bicycles» auf Deutsch veröffentlicht hat. Boyd war vor seinen Heldentaten im swingenden London Konzertagent für Blues und Folkmusiker in den USA und kann von den damals dort tobenden Folk-Kämpfen hautnah, amüsant und doch respektvoll berichten, so etwa vom legendären Newport Festival 1965, als Dylan die elektrische Gitarre anschmiss und damit die alte Szene erledigte. Die aber nicht nur ums angemessene ästhetische, sondern auch inhaltliche Programm kämpfte, dass sich offenbar zwischen den Bluesexegeten Bostons und den Politsängern New Yorks entwickelte.
Lustigerweise versöhnte der Boyd-Abend – vielleicht nicht unähnlich des House-Abends im Tresor – quasi nachträglich seine Bostoner und die New Yorker Szene. «Damals wären wir nicht hier gesessen», sagte der Bostoner Muldaur über das Village-Ambiente, bevor er mit ganz feinem Gitarrenspiel und unaufgeregter heller Stimme die Unterschiede zwischen vergessenen Folkgrössen wie Dave van Ronk und Eric von Schmidt erklärte. House und Techno, Politik und Tradition, Party-People und Kontrollfreaks, Falk und Ganz – nur intellektuell will es mir heute noch etwas bedeuten, wo überall