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das kulturelle überformat
Nr. 9 / 6. November 2007
#Haupttext
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dossier: Hollywood und Terror
Haupttext

Nichts geht über das Ende eines Films. Es entscheidet darüber, wie der Besucher sich fühlt. Nicht von ungefähr hat Woody Allen einen seiner Filme «Hollywood Ending» (2002) genannt. Das Ende eines Films ist die heilige Kuh beim Verfassen eines Drehbuches und wird wenn nötig nach Auswertung eines Testpublikums dementsprechend angepasst. Filmliebhaber können ein Lied davon singen, wie oft vielversprechende und gut gemachte Filme einzig durch ihr Ende ihre Existenzberechtigung verlieren können. Merke: Hollywood ist mathematisch gesehen nie eine Bruchrechnung. Das Resultat hat klar zu sein, die Botschaft unmissverständlich. Egal, ob dir deine auf den Film angewendete Lebenserfahrung etwas anderes erzählen will. Es ist die Verweigerung der Realität zugunsten eines mehrheitsfähigen Schnittpunktes. Basta.

…aber die Zeiten, sie ändern sich


Die Welt ist nicht nur, aber vor allem in den USA seit 9/11 nicht mehr, was sie einst war. Der nicht enden wollende Krieg im Irak, die permanente Bedrohung durch den Terror religiöser Fanatiker, die Klimaerwärmung, die undurchsichtigen Machenschaften an den zentralen Hebeln der Macht – es gab Zeiten, da liess sich Unwillkommenes für den Durchschnittsamerikaner einfach ausblenden. Und Hollywood half ihm dabei. Natürlich hat sich die Filmindustrie in ihrer langen Geschichte immer auch wieder politisch manifestiert. Ausserhalb der Produktion werden die Spendengelder mehrheitlich der demokratischen Partei zugeschanzt. Doch innerhalb des Kinos wurde meist nur mit Vorsicht am Establishment gerüttelt. Kriegsfilme aus den Jahren während des zweiten Weltkrieges waren propagandistisch angehauchte Werke mit opulentem Patriotismus und gefärbt vom ungehemmten Aufruf zum Durchhalten. Nach Vietnam wurde der Krieg kritisiert – die militärische Auseinandersetzung als sinnloser Akt gebrandmarkt. Aber dies fand jeweils statt, als das Resultat und die Meinung der Mehrheit bereits feststanden.