Man nennt Hollywood nicht von ungefähr die Traumfabrik. Ein Ort, geschaffen, um den Leuten Fluchtmöglichkeiten aus dem Alltag zu bieten. Seit über hundert Jahren leistet diese Traumfabrik ihren Dienst, um den Menschen wenigstens während zweier Stunden ein Hort zu bieten gegen die Ängste und Bedrohungen da draussen in der Kälte ihrer Existenz. Das Gute siegen zu sehen, dem Bösen eine Niederlage zu bescheren oder der unendlichen Kraft der Liebe zu erliegen – was wäre die Welt ohne Hollywood?
Natürlich gab es auch in der langen Geschichte Hollywoods nicht nur Filme jenseits aller Realitäten. Terror und Krieg spielten immer wieder eine wichtige Rolle, wenn es darum ging, den Nerv der Zeit zu treffen und die Kassen der Filmstudios zu füllen. Hollywood diente in Krisenzeiten immer als Therapeut, der die sonnigeren Möglichkeiten, die denkbaren Parallelwelten wie ein roter Teppich vor einem nach klaren Verhältnissen dürstenden Publikum ausrollte.
Jede Zeit verlangt nach dem entsprechenden Gutfühl-Helden, der uns die Bösewichte vom Leib hält. Weitet sich der Mangel an Führungspersönlichkeiten im richtigen Leben zu einem diffusen Unwohlsein aus, haben Superhelden Hochkonjunktur. Spiderman spinnt immer dann seine Netze, wenn Amerika unter Depressionen leidet. Früher tat er dies in Comic-Form, heute schwingt er sich durch millionenteure Leinwandabenteuer. Er versinnbildlicht die Hoffnung, dass der künftige Retter sich vielleicht in dem etwas farblosen Jungen von nebenan verbergen könnte. Oder John McClane, dieser schnoddrige von Bruce Willis verkörperte New Yorker Cop, dem die anderen Leute eigentlich völlig egal sind, aber der sich als Held wider Willen bereits durch vier Folgen von «Die Hard» gekämpft hat. Sein Glück: die Terroristen, mit denen er es zu tun hatte, waren nicht an Religion, sondern am schnöden Mammon interessiert. Womit sie letztlich berechenbar blieben. Und zum Ende des Filmes hin jeweils auch den Kürzeren zogen.