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das kulturelle überformat
Nr. 4 / 26. April 2007
#Verschollene Stimmen
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musik
Verschollene Stimmen

Weblink. Von Stephen Yerkey erscheine demnächst ein neues Album, heisst es dort, und zwar beim Londoner Label Echo Records. Dessen Presseabteilung erklärt, Yerkey sei das Spezialprojekt von Jeremy Lascelles, einem Mann weit oben in der Hierarchie der Firma, die zu EMI gehört. Er, so stellte sich heraus, war ebenfalls über «Confidence, Man» zum Fan geworden. Nun hatte er den Sänger im ländlichen Kalifornien ausfindig gemacht und mit dem Versprechen aus seiner unfreiwilligen Pension geholt, er finanziere die Aufnahmen für eine neue CD.
Einige Monate später habe ich Yerkey persönlich am Telefon. Er sei gerade auf East-Coast-Tournee, hatte Lascelles gesagt. Es stellt sich heraus, dass die Tournee aus ganzen fünf Konzerten besteht, vier davon als Support für Alejandro Escovedo, dazu ein Soloauftritt in einem Café. Warum es nicht mehr CDs gebe von ihm, will ich als erstes wissen. «Weil sich üblicherweise niemand dafür interessiert», knurrt es zurück. Yerkeys Telefonstimme klingt haargenau wie die stilleren Momente von «Metaneonatureboy». «Zehn Jahre lang war ich in einer Band. Von 1977 bis 1987, und wir machten eine Platte für ein englisches Label. Dann gab es eine Firma in San Francisco, die eine Platte mit mir machen wollte. Das war 1994. Seither gab es noch ein Soloalbum, bei der mir einige Freunde aushalfen. Und jetzt die Neue.»

Von der Musik zu leben, das ist für Yerkey ein Traum, den er offenbar längst begraben hat. Manchmal arbeite er im Empfang einer Spezialschule, sagt er, manchmal als Wachmann. «Nächstens gehe ich zurück nach Kalifornien», schliesst er seinen Lebenslauf. «Ich muss wieder Arbeit suchen. Ich bin ein pessimistischer Mensch. Ich dachte, mit der CD würden wir es auf 1000 Verkäufe bringen oder so. Heute habe ich Bescheid gekriegt. 42 Stück sind verkauft worden. Innert drei Monaten. Es ist, als ob die CD nie erschienen wäre.» Die Plattenfirma, so stellt sich heraus, hatte zwar genug Geld gehabt für die Aufnahmen, aber nicht genug, Yerkey nun auch noch auf eine rechte Tournee zu schicken oder anderweitig Werbung zu betreiben.