jede CD anzuhören, die auf seinem Tisch landen, eingeschickt von Künstlern, die auf seinem Label erscheinen möchten. Mir hingegen, der ich keine schwierigen Entschlüsse fällen muss und nur die Musik geniessen (oder auslachen) darf, macht so etwas Spass, auch wenn in den seltensten Fällen etwas dabei ist, dessen Genuss man sich mehr als einmal zumuten möchte. Dann legte Martin «Confidence, Man» auf. Genau acht Sekunden lang dauerte unsere Plauderei noch an. Nach acht Sekunden schlug nämlich die Stimme zu. «I got my Maker’s Mark upon me, but I MOVE under my OWN power!» heulte sie. Es steckte darin zu gleichen Teilen Verzweiflung, Euphorie und grimmige Entschlossenheit. Eine unglaubliche Einführung. Der Rest des Albums schlägt kaum weniger hohe Qualitätswellen.
Für die einsame Insel
Zu dem Zeitpunkt, als wir es hörten, war das Album in den USA bereits seit einiger Zeit auf dem Markt. Auch in Deutschland hatte es eine diskrete Veröffentlichung genossen. Martin allerdings schlug die Chance aus, es im trendsettenden Grossbritannien aufzulegen. Viel zu riskant, jetzt, wo Britpop gerade in der Hochblüte stand und niemand sich für «Americana» interessierte. «Confidence, Man» gehört seither zur Liste meiner zehn Alben für die einsame Insel. Später, in einer staubigen Ecke von Veit Stauffers Fundgrubenshop RecRec an der Zürcher Rotwandstrasse, fand ich ein Vinylexemplar von Yerkeys einzigem anderen Album, aufgenommen mit der Band Nonfiction, erschienen 1986 auf dem englischen Label Demon (Co-Besitzer Elvis Costello: auch das eine Gütesiegel). Dieses Album war ein bisschen «twangy», ein bisschen «country-rock», aber auf jeden Fall immer noch das Werk eines sehr gehobenen Songschreibers.
Fast forward, Frühling 2006. Ich spiele «Confidence, Man» einem Freund vor, der mit kaum weniger Instant-Begeisterung reagiert, als ich es damals getan hatte. Am nächsten Tag schickt er mir einen