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das kulturelle überformat
Nr. 4 / 26. April 2007
#Verschollene Stimmen
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musik
Verschollene Stimmen

Auf persönliche Einladung von Bono und The Edge, tourten The Fatima Mansions im Vorprogramm von U2 durch Europa. Leider aber erfüllten die Verkaufsziffern ihrer Alben nicht ganz die Erwartung der erfolgsverwöhnten amerikanischen Plattenfirma. Angesichts des Erfolges von Nirvana verlangte sie von Coughlan, seine stille Seite seinzulassen, um fortan kräftig zu «grungen». Eine Weile lang bezahlte Radioactive weitere Studioaufnahmen, weigerte sich aber, die Resultate zu veröffentlichen – denn Coughlans künstlerischer Kompass zeigte nicht Richtung Grunge – im Gegenteil. Nun wurden alle Bezahlungen gestoppt. Gleichzeitig weigerte man sich, die Band aus einem Vertrag zu entlassen, der sie auf Jahre hinaus an die Firma band, ausser eine andere Firma hätte einen erheblichen Transferbetrag aufgeworfen. Damit war Coughlan praktisch mundtot gemacht worden. Zwei Alben lang umschiffte er diese Klippe, indem er unter dem Namen Bubonique operierte und subversive, böse, satirische Alben veröffentlichte, auf denen seine Stimme micky-maus-mässig verfremdet wurde, so dass sie niemand wiedererkennen konnte, nicht einmal der Rechtsanwalt von Radioactive.

Auf diese Weise verstrichen mehrere Jahre, während denen sich Coughlan im Umgang mit Computern ausbilden liess, um sich seine Brötchen schliesslich als Internet-Software-Spezialist zu verdienen. Erst ein Anwalt der British Musicians’ Union entdeckte schliesslich die rettende Klausel im Vertrag. Seither hat Coughlan mit der Unterstützung einer neuen Band, dem Grand Necropolitan Sextet, weitere Alben veröffentlicht, die letzten beiden auf seinem eigenen Label. Seine neueste CD heisst «Foburg». Es ist dies