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das kulturelle überformat
Nr. 4 / 26. April 2007
#Interview Tori Amos
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musik
Interview Tori Amos

hatten, die etwas von Mythologie verstanden. Aber seit den fünfziger Jahren ist dieses Wissen in Hollywood verloren gegangen. Was bleibt, ist der puritanische Einfluss: darum dürfen Frauen nur eine Heilige wie die Mutter Maria oder ein angebliches Luder wie Maria Magdalena sein. Und die Frauen, die an der Macht sind, haben oft keinen Bezug zu ihrer eigenen Sinnlichkeit – Hillary Clinton ist dafür ein gutes Beispiel – und sie werden dafür auch noch als beinharte Bitches abgestempelt.

Umso besser, dass Sie diese alternativen Archetypen ausgegraben haben und nun einem Massenpublikum näher bringen.

Es ist merkwürdig. Die Tournee beginnt in Rom und endet in Griechenland. Wir werden also in der Stadt Premiere feiern, wo die alten Römer ihre Version der griechischen Mythologie zelebrierten, und spielen unser letztes Konzert an ihrer Geburtsstätte. Dies wird übrigens das allererste Mal sein, dass ich in Griechenland auftrete: das Land hat sich bei diesem Projekt für mich geöffnet – als hätten die Songs das irgendwie möglich gemacht.

Sie haben gerade gesagt, dass sie für «American Doll Posse» auch auf andere Mythologien hätten zurückgreifen können. Welche denn?

Viele Kulturen haben Muttergötter: ich hätte mich also an der ägyptischen Mythologie

inspirieren können oder an der mesopotamischen, aber dort sind die Persönlichkeiten nicht so ausgeprägt und divers wie bei den Griechen. Sicher, ich hätte mich vielleicht auch bei den Kelten bedienen können, aber ich wollte vorchristliche Figuren, die noch tiefer in der Vergangenheit verankert sind. Bei den Griechen bin ich fündig geworden: auf dem Olymp gab es diese starken Frauen, die dem Vatergott Zeus eher belustigt gegenüber standen, wenn er wieder mal einen Wutanfall hatte und grundlos um sich donnerte.

Sie haben schon immer aus verschiedenen Warten geschrieben. Das erste Mal, als Sie Ihre Rollenspiele auch visuell umsetzten,  das war beim Coverversionen-Album «Strange Little Girls». Wie wichtig war dieses Projekt für Ihre Entwicklung?

Ich will das Album nicht als Generalprobe zu «American Doll Posse» bezeichnen – schliesslich war «Strange Little Girls» ein vollwertiges Werk – aber es hat tatsächlich einige Türen für mich aufgestossen. Diese Coverversionen halfen mir zu verstehen, wie man seine alltägliche Persönlichkeit hinter sich zurück lassen kann, um sich wie ein Wechselbalg in andere Charaktere zu stürzen. Das gilt auch für die Musik: wenn man die Songs anderer Künstler selber interpretiert, dann beginnt man ihre Denkprozesse zu verstehen. Diese Erfahrung hat mich auch als Komponistin weitergebracht, sie hat mich mit