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das kulturelle überformat
Nr. 4 / 26. April 2007
#Truman Capote
  3/6
literatur
Truman Capote

tiefsten Süden Alabamas zunächst in die höchsten Jetset-Kreise New Yorks führte, hat Capote nicht nur seiner aussergewöhnlichen Schreibkunst zu verdanken, von der Norman Mailer sagte: «Capote ist der vollkommenste Stilist seiner Generation, keiner beherrscht die Form wie er, da sitzt jedes Wort, jeder Satz.» Und in der Tat ist bereits sein Erstling «Sommerdiebe», den er als Neunzehnjähriger schrieb von einer ungeheuren suggestiven Sprachgewalt. Später sollte «Kaltblütig» erscheinen und ihn definitiv zum Helden einer neuen Generation von Autoren und Lesern machen.

Doch der kleine Mann mit der hohen Stimme wusste sich in der Gesellschaft auch sonst zu verkaufen. Clarkes Sympathien mögen auf Capotes Seite sein, dennoch unterschlägt er die ambivalenten Seiten nie, ortet Impertinenz gegenüber anderen Menschen und beschreibt die wohlkalkulierte Kraft, die Capote auf Frauen aller Art auslöste. Dass er dem herkömmlichen Bild eines Mannsbildes nicht entsprach und sich zudem nicht von Weiblichkeit angezogen fühlte, liess ihn als Verbündeten erscheinen. Von Clarke erfahren wir auch, dass Capote mit der Verfilmung seines Romans «Frühstück bei Tiffany» in der Besetzung von Audrey Hepburn alles andere als zufrieden war. Er hatte sich seine Protagonistin Holly immer als Marilyn Monroe vorgestellt und versuchte die Produktionsfirma auch davon zu überzeugen. Er sah in Monroe eine Art Spiegelbild seiner eigenen Existenz: schillernd, mitten im Leben, aber in Tat und Wahrheit nur die eigene Einsamkeit überspielend.