Clarke schafft es all die Widersprüche im Leben des Truman Capote aufzuschlüsseln, zu kommentieren und ins rechte Licht zu rücken. Gerald Clarke ist eine Biographie gelungen, die dem Leben des Porträtierten auch stilistisch ein Denkmal zu setzen vermag. Es wäre Capote wohl ein Greuel gewesen, wenn einst die Schilderungen über seine Existenz in ein trockenes Sachbuch gemündet hätten. Clarke braucht sich selbst als Autor nicht zu verstecken: selten liest sich eine Biographie so spannend wie diese.
Dass Capote nicht nur Freunde hatte, das versteht sich bei seinem Leben von selbst. Es soll Kritiker gegeben haben, die behaupten, Capote hätte sich mit «Kaltblütig» ausgeschrieben gehabt. Die Werke danach würden in keiner Art und Weise an die Qualität dieses Werkes, das gleichzeitig die Geburtstunde für den sogenannten «New Journalism» war, heranreichen. Für die Romane mag dies in gewisser Weise stimmen. Doch in den Kurzgeschichten hat sich Capote stets als Meister seines Fachs gezeigt. Mit «Baum der Nacht» sind nun erstmals sämtliche Erzählungen in einem Band erhältlich, davon sechs in deutscher Erstveröffentlichung.
Es ist erstaunlich, dass einer wie er, dem die kurze Form derart am Herzen lag, es in seinem Leben nur auf zwanzig Erzählungen gebracht hat. Die Mehrheit davon, deren vierzehn, schrieb er vor seinem dreissigsten Altersjahr und nur deren drei in seinen Vierzigern. Die Altklugheit seines Erstlingromans, die er durch seine ungewöhnlichen Schilderungen der Protagonisten zu überdecken wusste, dringt in seinen ersten Erzählungen noch durch. Doch die von Mailer