ebenso unbekannten Kollegin. Promi geworden ist sie jedoch als Gewinnerin einer kopflähmenden Promidschungelshow.
Was mich wieder zum Echo bringt. Wo man genau sehen kann, wie sich im Grab der Popkultur die moderne Celebrity-und Supertstar-Society als Zombie-Nation eingenistet hat. Ob die harmlosen Frechheiten Desiree Nicks oder der Karaoke-Pop, der auf dem Echo gefeiert und von ausserhalb seltsamer TV-Sender völlig Unbekannten präsentiert wird: fast alles, was Berlin auf Mainstream-Ebene behauptet, wirkt umgehend wie Umtriebe im Reich der Untoten. Etwa der neben dem deutschen Schlagergreis Ralph Siegel und den exhumierten Take That prämierte Berliner Gangsta-Rap-Simulant Bushido mit seinem Invektivgeschrei, das gerade mal die Wirklichkeit according to RTL 2 formuliert. Der knallharte Van-Damme-Fan führte sein etwas damenhaftes Armband vor («200’000 Euro mit Rabatt in der Schweiz») und erklärt: «Eigentlich wollt ihr mich doch gar nicht hier haben», bevor er auf der After-Party inmitten seiner vermuteten Feinde mitmischt. Eine trübe, trotzige Larmoyanz, die das Celebrity-Wesen geschickt auf den Punkt bringt. Anderswo wäre man halt fortgeblieben oder hätte den Preis abkassiert, um dann in einer schicken Bar die Magnum-Flaschen kreisen und die Striptease-Tänzerinnen wackeln lassen. Aber Celebrities existieren ja nicht, weil sie sich mit irgendetwas qualifiziert hätten, sondern ausschliesslich, weil sie halt immer aus irgendeinem Fernsehen herausgucken und bei irgendeinem Celebrity-Event dabei sind. Simulationstheoretiker Jean Baudrillard – nun leider auch schon tot – wird hier mit seiner zwanzig Jahre alten Ahnung bestätigt, das Jahr 2000 werde nicht stattfinden.
In dieses Klima passen all die wiederbelebten Helden aus Zeiten, in denen noch Geschichte geschah. Etwa Lionel Richie, der kürzlich hier gastierte. Sein Sound könnte durchaus Vorbild für die deutschen Nullsummen-Popper sein – sieht man davon ab, dass er mit «Easy» eine der gültigsten Soulschnulzen der Siebziger