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das kulturelle überformat
Nr. 4 / 26. April 2007
#Interview mit Richard Linklater
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dossier: Fast Food Nation
Interview mit Richard Linklater

scheint jeder verpflichtet zu sein, durchschnittlich vier Stunden pro Tag vor dem Fernseher zu sitzen. Da reicht die Zeit nicht aus, um mal eben eine halbe Stunde in der Küche zu verbringen, um den Kindern was Anständiges auf den Tisch zu stellen. Wir leben in einer seltsamen Welt. Gehen sie mal in einer armen Gegend in ein Schulhaus und vergleichen sie die dort an Schüler abgegebene Nahrung mit jener einer Eliteschule und sie werden sehen, dass die Fast-Food-Grenze mit der sozialen Grenze identisch ist.

Jetzt ist allerdings die Gefahr gross, dass sich nicht die Fast-Food-Kunden den Film anschauen, sondern jene Schicht, die bereits sensibilisiert ist.

Der Film ist in erster Linie ein Drama. Ein Spielfilm, der uns das Schicksal einzelner Menschen näherbringt. Natürlich wird über diese Personen eine Botschaft verbreitet, aber der Film lässt sich auch einfach so anschauen. Ich glaube nicht, dass er von seiner Konzeption her nur eine gewisse Schicht anspricht. Eigentlich ist es eine klassische Immigrantengeschichte, die wir da erzählen.

Die Besetzungsliste ist lang und prominent: Greg Kinnear, Patricia Arquette, Ethan Hawke, Kris Kristofferson, Bruce Willis, um nur einige zu nennen. Aber darunter ist auch

Wilmer Valderrama in einer der prominentesten Rollen. Valderrama ist vorallem als Charakter in der Sitcom «That 70’s Show» bekannt. War da nicht die Angst, dass er für diese ernste Rolle zuwenig Kredit beim Publikum erhalten könnte?

Für mich ist er die perfekte Besetzung. Er kam in die USA als er 14 war, sprach absolut kein Englisch und hat damit eine ähnliche Erfahrung durchgemacht wie Raul im Film. Zudem ist er ein sehr guter Schauspieler.

Sie haben die unterschiedlichsten Filme gemacht: «Slacker», «Suburbia», «Waking Life», «Before Sunset», «A Scanner Darkly» oder «School Of Rock». Sind sie nun mit «Fast Food Nation» auf dem Weg ein politischer Regisseur zu werden?

Die Frage ist, wann ist ein Film ein politischer Film. Wenn es um unseren Alltag geht, dann ja, kann man «Fast Food Nation» als einen solchen bezeichnen. Aber ich würde jetzt nicht einen Film machen wollen, der von Politikern handelt. Die taugen doch bloss zur Parodie.

Als Texaner müssen Sie dies ja wissen.

Genau. Ich bin eigentlich stolz auf die Geschichte meines Staates. Texas war einer der offensten und liberalsten Staaten. Meine Generation wurde Zeuge, wie Texas sich innerhalb von ein paar Jahrzehnten politisch