Eric Schlosser, weshalb haben sie sich entschieden, aus Ihrem Sachbuch einen Spielfilm zu machen?
Ich versuchte rund eineinhalb Jahre, aus dem Buch einen Dokumentarfilm zu machen. Wäre es einer geworden, dann wäre das Buch sicherlich politischer ausgefallen. Dann wären die Ursprünge, die zu diesem System führen, das ich im Buch beschreibe, auch zur Sprache gekommen. Etwa die Tatsache, dass General Motors ganze Schienenstrecken im Land aufkaufte, um sie anschließend abzureissen und Buslinien zu etablieren. Da gäbe es hervorragendes filmisches Archivmaterial dazu. Auch war ich von den möglichen Filmemachern überzeugt, aber ich traute den Leuten dahinter nicht. Michael Moore hat mit «Bowling For Columbine» zwar bewiesen, dass man einen unabhängigen Dokumentarfilm erfolgreich in die Kinos bringen kann, aber ich führte Verhandlungen mit Fernsehkanälen. Selbst der Sender PBS, der sich eigentlich einzig über die Zuschauereinnahmen finanziert, hat McDonald’s als Sponsor für die «Sesamstrasse». Und da ich unter keinen Umständen einen Kompromiss eingehen wollte, liess ich die Idee fallen.
Und dann kam Ihnen die Idee, Ihre Botschaft fiktional umzusetzen?
Nein. Der Produzent Jeremy Thomas kam auf mich zu. Aber die Idee ergab für mich keinen
Sinn – ich konnte mir die Umsetzung nicht vorstellen. Und selbst bei Thomas, der ja sein ganzes Geld immer fernab von Hollywood aufzutreiben vermag, war ich vorsichtig. Im Gespräch mit ihm wurde mir dann klar, wenn Richard Linklater «Fast Food Nation» als Spielfilm machen würde, dann hätte dies nichts mit meinem Buch zu tun. Der Film hätte zwar den Titel meines Buches und dessen Geist, aber sonst darf man die beiden Sachen nicht vergleichen. Der Film erzählt die Geschichte von ein paar Leuten in einer kleinen Stadt.
Aber die Botschaft ist doch dieselbe.
Klar, verstehen Sie mich nicht falsch. Der Wert der Aussage ist geblieben. Nur wird im Film das Problem aus der individuellen Sicht von Menschen geschildert. Und dies hat mit dem investigativen Journalismus des Buches nichts gemein.
Der Film ist bei Fox Searchlight erschienen. Fox ist ja nicht gerade ein kleines Imperium…
Fox Searchlight ist die Abteilung für Independent Movies und Teil von Fox, das ist schon so. Nur: das Schwierige im Filmbusiness ist, den Film überhaupt zustande zu bringen. Wenn er dann steht und ein gewisses Potenzial aufweist, dann greifen halt auch die Vertreiber zu. Wichtig ist, dass sie bei der Entstehung aussen vor bleiben. Aber seien wir doch alle mal ehrlich: ein Leben