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das kulturelle überformat
Nr. 4 / 26. April 2007
#Inland Empire
  6/7
dossier: David Lynch
Inland Empire

kann sich der Betrachter in der abstrakten und surrealen Umgebung von «Inland Empire» an nichts festhalten. Er ist dem gezeigten Zustand ausgeliefert und ist dazu verdammt, in den Köpfen der Protagonisten herumzugeistern, sich von ihnen führen zu lassen und ihnen zu vertrauen. Kino steht in der Mehrheit für Unterhaltung, «Inland Empire» dagegen verweigert sich einer allgemein gültigen Darstellung und zwingt so jede und jeden, sich die Geschichte anhand der eigenen Befindlichkeit zu Ende zu denken.

Gedreht hat Lynch «Inland Empire» gänzlich mit einer Digitalkamera (das Material wurde anschliessend auf 35 Millimeter übertragen). Die Unmittelbarkeit dieser Technik ermöglichte es Lynch, den Film als eine Folge von spontanen Weiterführungen entstehen zu lassen. Am Anfang war da nur ein Monolog, den er Laura Dern sprechen liess. Aus diesem Monolog heraus entstand der Film, dessen Szenen jeweils erst unmittelbar vor dem Drehen geschrieben wurden. In diesem Sinne funktioniert «Inland Empire» wie Jazz: als fortlaufende Improvisation rund um ein vorgegebenes Thema.

Dieser «musikalische» Ansatz verwundert weiter nicht, ist doch auch die Musik zentrales Thema in den Filmen von Lynch. Klänge unterstreichen oder konterkarieren die Bilder und haben in vielen denkwürdigen Szenen eine suggestive Wirkung auf den Betrachter. Die Titelmelodie zu «Twin Peaks» von Lynchs Hauskomponisten Angelo Badalamenti als schwebende Grundfarbe skizziert, verstärkt die Idylle gleichermassen wie sie das Unheilvolle anzukündigen vermag. Bill Pullman spielt in «Lost Highway» einen Jazzsaxophonisten, der sich in seiner eigenen