«Lost Highway» oder «Mulholland Drive» dagegen kehren ihr Innerstes nach aussen. Sie sind in diesem Sinne nicht mehr figurativ und erzählend, sondern ein abstraktes Gemälde, das sich der Befindlichkeit der Protagonisten angenommen hat und diese visuell umsetzt. Das ist für Unbedarfte nicht immer auf Anhieb ersichtlich, vor allem nicht, wenn Naomi Watts in «Mulholland Drive» durch ein in schönsten Farben abgebildetes Hollywood stolziert, kann keiner ahnen, dass hier kein zeitlich roter Faden am entstehen ist, sondern urplötzlich Zeit und Raum aus den Angeln gehoben werden und die Mehrheit des Publikums verständnislos zurücklässt.
Der vielleicht radikalste Film im Œuvre Lynchs ist allerdings «The Straight Story», der völlig linear verläuft und scheinbar absolut keine für ihn typische Identität besitzt. Erst in der Gesamtheit der Filmographie erhält auch diese filmische Umsetzung ihren Sinn. So ruhig und so konsequent sich die Hauptfigur von A nach B bewegt, so konsequent ist auch Lynch unterwegs. Und die äussere Ruhe des reisenden Alvin Straight (gespielt von Richard Farnsworth) ist identisch mit der Erscheinung des Regisseurs. Dass Straight als Reisemittel einen umgebauten Rasenmäher benutzt, unterstreicht den Nonkonformismus und die Absenz einer filmischen Pointe zementiert die Haltung, dass einzig der Weg das Ziel sein kann, dass also der Faktor Zeit jene Dimension ist, in der sich die wahre Existenz manifestiert. Die Relativität der vierten Dimension versinnbildlicht jene Szene eindrücklich, in der Straights Rasenmäher auf der endlosen Landstrasse von einer Gruppe Radfahrer überholt wird.